Auch einsame Seelen... können sehr glücklich werden: Aus dem Leben der schwerhörigen Margarethe von Witzleben
Ein Frauenschicksal im Kaiserreich: Auf einem Rittergut in Brandenburg durchlebt ein Mädchen aus vornehmsten, uraltem Adelsgeschlecht eine unbeschwerte, behütete Kindheit. Ihr Leben scheint vorgezeichnet: Eine gute und vielseitige Bildung, dann die Heirat eines bedeutenden Mannes, an dessen Seite sie ein interessantes und von finanziellen Sorgen freies Leben führen wird, und schließlich - als Krönung des Glücks - eine kleine Schar Kinder. Aber es sollte ganz anders kommen. Mit 12 Jahren macht sich eine Schwerhörigkeit bemerkbar. Ganz langsam wird das Hörvermögen immer weiter eingeschränkt. Alle Versuche, das Leiden zu heilen, bleiben vergeblich. Die junge Frau wird aus der scheinbar vorgezeichneten Lebensbahn geworfen. An eine Heirat ist nicht mehr zu denken: Wie soll sie den gesellschaftlichen Anforderungen, die zwangsläufig auf sie zukämen, als Schwerhörige gewachsen sein? Und was soll nun aus ihr werden? Margarethe von Witzleben ist kein Mensch, der sich fatalistisch dem Schicksal hingibt. Mit offenem Sinn für die Nöte ihrer Zeit, angetrieben durch ihren Glauben, wendet sie sich Aufgaben der Nächstenliebe zu. Höhepunkte des Erfolges, aber auch schmerzliche Niederlagen säumen den Weg. Immer wieder muss sie gern wahrgenommene Tätigkeiten ihrer Hörschädigungen wegen aufgeben, aber immer wieder findet sie Möglichkeiten, sich zu bewähren. Schließlich findet ihr Leben eine Krönung in der Arbeit für ihre schwerhörigen und ertaubten »Leidensgenossen«. Schwierigkeiten, vor denen ihre Schützlinge stehen, zwingen sie, ungewöhnliche Wege zu gehen. Sie findet den Schlüssel zum befriedigenden, ja oft recht glücklichen Leben - trotz ihrer Behinderung. Auch heute noch, nach über 100 Jahren, hat die »Mutter der Schwerhörigen« modernen Menschen viel zu sagen - nicht nur hörgeschädigten.