Das Verderben
Anlässlich des siebzigsten Geburtstags der englischen "Queen of Crime" Ruth Rendell am siebzehnten Februar, beschenkt der Blanvalet Verlag ihre deutschen Fans mit einem neuen Fall von Inspektor Wexford. Das kleine Städtchen Kingsmarkham ist in heller Aufregung. Gerade als zwei halbwüchsige Mädchen verschwunden sind, wird der wegen Pädophilie verurteilte, siebzigjährige Orbe nach mehreren Jahren aus der Haft entlassen. Da liegt der Schluss für die verängstigten Eltern zum Greifen nah, dass er wieder zugeschlagen hat. Die Presse schürt die Vorurteile und heizt die hysterische Stimmung mit ihrer einseitigen Berichterstattung an, bis es bei einer Demonstration der aufgebrachten Bürgerschaft vor dem Polizeigebäude zur Eskalation kommt und ein Polizist durch eine Benzinbombe getötet wird. Und dann fehlt die kleine Sanchia. Sie ist noch ein Säugling, und niemand kann sich ihr Verschwinden bei den gut situierten Devenishs erklären. Allerdings ist die Situation zwischen den Ehepartnern gespannt. Selbst im Hochsommer trägt Mrs. Devenish hoch geschlossene, lange Kleider. Wexford kommt ins Grübeln. Hat seine Tochter, die im Frauenhaus sehr häufig aggressive Ehemänner erlebt, mit ihrem Verdacht recht? Es sind mehrere Kriminalfälle, die Ruth Rendell in ihren Roman eingearbeitet hat, doch geht dies voll zu Lasten des Tempos. Den ausufernden sozialen Studien Wexfords über Gewalt in der Ehe fehlt es an Spannung. Auch wenn Ruth Rendell kurz vor Schluss noch einen Überraschungs-Coup eingebaut hat, verläuft der Krimi in einer sehr voraussehbaren Bahn. Schade, Inspector Wexford war leider schon besser. --Manuela Haselberger