Es ist schon seltsam, dass einige holländische Rock-Acts, die in ihrem Heimatland Superstars sind, bei uns lediglich unwissendes Achselzucken hervorrufen. Within Temptation sind so ein Beispiel, Krezip ein weiteres. Am deutlichsten ist das aber bei Anouk, die man hier zu Lande höchstens aufgrund ihres grandiosen Semi-Hits "Nobody"s Wife" kennt. Jetzt liegt mit Graduated Fool das dritte Album der blonden Chanteuse vor, und einmal mehr wird einem bewusst, dass jemand wie Avril Lavigne nichts, aber auch gar nichts mit echter Rockmusik zu tun hat. Anouk dagegen hat einmal mehr elf Rohdiamanten verewigt, die für ein Major-Produkt überraschend sperrig ausgefallen sind. Ab und an gibt es sogar System-Of-A-Down-mäßige Gitarrenspielereien im Classic-Rock-Korsett zu bestaunen ("Too Long“). Und da auch die ruhigeren Momente ("Hail", "Graduated Fool") sofort unter die Haut gehen, sollten Leute mit Vorliebe für weibliche Rock-Mucke zuschlagen. Graduated Fool macht jedenfalls Spaß und lässt auch den nötigen Anspruch nicht vermissen. --Boris Kaiser