Corel Linux OS
Wer sich mit dem Gedanken trägt, doch einmal Linux auszuprobieren, dürfte sich nach einem Blick auf Corel Linux OS endgültig zu diesem Schritt entschließen. Diese Linux-Distribution macht den Installationsprozess zum Kinderspiel und steht mit ihrer Benutzeroberfläche Windows 98 in nichts nach. Obgleich Power-User sich wohl eine größere Auswahl an Produktivitäts-Anwendungen wünschen würden, ist Corel ein lobenswertes Paket und eignet sich bestens für eine erste Entdeckungsreise in die Linux-Welt. Wichtig bei Linux: Wie weit man kommt hängt immer von den individuellen Vorkenntnissen und Erwartungen des Benutzers ab ("Your mileage may vary"). Wir haben dieses Produkt auf einem System mit Pentium 233 MMX-Prozessor getestet (ein Chip, der an der Untergrenze der von Corel unterstützten Prozessoren angesiedelt ist). Der Rechner verfügte über 144 MB RAM und eine mäßig große IDE-Festplatte. Ursprünglich war sie nur für Microsoft Windows 98 eingerichtet, aber wir wollten mehrere Boot-Optionen für Linux und Windows. Mit Corel Linux war das kein Problem. Um Platz für Corel Linux zu schaffen, haben wir PartitionMagic von PowerQuest benutzt, ein sehr praktisches Dienstprogramm zum Einrichten von Festplattenpartitionen, das in diesem Paket allerdings nicht enthalten ist (leider ist überhaupt kein derartiges Programm enthalten). Nachdem wir eine der Windows-Partitionen verkleinert hatten, um etwa 900 MB Platz zu schaffen (Corel empfiehlt auf der Packung mindestens 500 MB, aber laut Installationsprogramm scheinen für die Minimal-Installation mindestens 641.2 MB erforderlich zu sein), steckten wir die bootfähige Corel-Diskette ins Laufwerk, legten die CD-ROM ein, und starteten das System neu. Ab da ging alles wie von selbst. Die Installation von Corel Linux lief glatter ab als die meisten der von uns getesteten neueren Windows-Installationen und haben etwa genau so lange gebraucht (weniger als 30 Minuten). Nochmal: Corel Linux kann ganz einfach installiert werden. Die Software nimmt einem alle Konfigurationsoptionen ab; man braucht sich also nicht einschüchtern lassen, auch wenn man irgendwo gelesen hat, dass man vor einer Linux-Installation bis ins kleinste Detail über die eigene Hardware Bescheid wissen muss. Sollte es ein Problem geben: beim Kauf von Corel Linux gibt es 30 Tage kostenlose technische Unterstützung per Email. Wenn das System nach abgeschlossener Installation wieder hochgefahren wird, zeigt Corel Linux zunächst eine grafisches Menü mit unterschiedlichen Betriebssystemtypen. Man hat die Wahl zwischen mehreren Corel Linux-Varianten (Console, VGA, Full Graphical und einer Reihe von Utility-Oberflächen) oder, wie in unserem Fall, der Windows-Installation, die ursprünglich auf der Festplatte war. Corel Linux ähnelt im Prinzip den anderen Distributionen des Debian 2.2.12 Linux-Kernels, kommt allerdings mit einer gut gemachten, von Corel optimierten Version des K Desktop Environment (KDE). Corel gebührt für seine KDE-Verbesserungen echte Anerkennung: jetzt ist es einfach, die IP-Adresse des eigenen Rechners für Netzwerkzwecke zu spezifizieren, Drucker zu konfigurieren, und auch die Tools für Datei-Management-Aufgaben wurden verbessert. Diese Corel Linux-Version -- aus Gründen der Abgrenzung zu komplexeren "Deluxe"-Ausgaben und den Download-Versionen mit weniger Funktionen auf "Standard" getauft -- umfasst die Netscape Communicator Suite mit Internet-Software und das Instant Messenger-Chat-Programm (das mit ICQ kompatibel ist). Außerdem kommt diese Version mit einer Light-Version von Corel WordPerfect für Linux und den zugehörigen 20 Schriftarten. Dieses Produkt zielt eindeutig auf die Gruppe der Power-User ab, die auf sich gestellt oder in einem kleinen Büro arbeiten: Es kommt zwar mit Server-Software für eine Reihe von Netzwerkanwendungen (darunter Web und Email), aber diese Programme sind weder im mitgelieferten Handbuch dokumentiert noch sind sie -- wie die grafische Benutzeroberfläche -- zusätzlich optimiert. Neben der Diskette und der CD-ROM für die Installation, umfasst der Lieferumfang von Corel Linux zwei weiteren CD-ROMs. Eine enthält den kompletten Quellcode für den Linux-Kernel und die von Corel verbesserte KDE-Version, die andere enthält die gleichen Programme wie die Installations-CD-ROM, allerdings mit Ausnahme von WordPerfect. Dahinter steckt der Gedanke, dass der Inhalt dieser zweiten CD-ROM kostenlos weitergegeben werden kann. Dazu gehört außerdem ein ordentliches Handbuch, obwohl man wahrscheinlich trotzdem bald ein weiteres Linux-Buch dazukaufen wird.(Learning Debian GNU/Linux ist hier ein guter Tipp.) Corel Linux ist eine gute Wahl, wenn man sich mit einem Betriebssystem als Grundlage einer Workstation vertraut machen will. Mit Blick auf Server-Aufgaben wären zwar Caldera OpenLinux oder Red Hat Linux mögliche Optionen, als erste Einführung in die Linux-Umgebung jedoch ist diese Distribution eine ausgezeichnete Wahl. --David Wall