Liebe
Preis 20.26 USD
Eine CD-Kritik über das neue Oeuvre des Berliner Duos Paula zu schreiben, scheint eine unlösbare Aufgabe, lässt sich doch das Lieblingshobby aller Rezensenten, Schubladenstecken und Vergleichen beim besten Willen nicht bewerkstelligen. Wer die Paula-Single "Als es passierte" kennt, weiß so ungefähr, auf was er sich einstellen kann: Paula, bestehend aus dem Soundtüftler Berend Intelmann und der Sirene Elke Brauweiler, haben sich der deutsche Popmusik verschrieben, betreiben diese aber in einer semantischen Zeitblase. Die Texte bewegen sich trotz einer Art "Berliner Realismus" derart am Jetztgeschehen vorbei, dass man einfach nicht einschätzen kann, ob Sätze wie "Wir sind von guten Eltern, wir wissen, was sich ziemt, uns wird die Sonne scheinen, das haben wir verdient", wirklich so sarkastisch gemeint sind, wie sie klingen. Abgesehen davon, dass dieses Zitat eines der wenigen ist, das sich reimt! Elke Brauweiler singt durchgehende Geschichten, die sonst nur Rapper in einem derart ungebrochenen Erzählfluss hinbekommen. Die Musik ist ebenso schwer in Worten einzufangen: Irgendwo zwischen Synthiepop der 80er-Jahre ("So allein"), Neuer Deutscher Welle Marke unbeschreiblich weiblich ("Liebster" -- "Liebster, du gehst mir nur unbeschreiblich auf die Nerven, ansonsten hab ich Dir nichts vorzuwerfen", "Es war Sommer"), Schlager ("Ich hatte schon davon gehört" -- "dass man nach einem sich verzehrt", "Lass es lieber sein"), kammermusikalischen Erzählungen ("Hier"), moderneren Elektrosounds ("Das Meer") und happy-Burt-Bacharach-Klängen, aufgetunt und harmonisch verfremdet selbstverständlich ("Von guten Eltern", "Alles liegt in deiner Hand" und das in Beatles-Harmonien gehaltene "Verlaufen"). Über allem schwebt Brauweilers hohe, kühle und doch an Marianne Rosenberg gemahnende Stimme. Ein äußerst kreatives Album, ungewöhnlich, grenzüberschreitend, innovativ, streckenweise witzig, ab und zu bizarr und auf jeden Fall aufrüttelnd. --Kati Hofacker