Dieser Titel ist in englischer Sprache. Allison Rosenthal, die 27jährige Tochter des reichen Waffenhändlers Ronald Rosenthal, ist eine der faszinierendsten Personen moderner Literatur. Sie ist mutig, widersprüchlich und hat -- wie wir schnell in Neil Gordons hartem und hochmoralischem Thriller erfahren -- einen abwegigen Charakter, der sich dem Leser nach und nach offenbart, ihn entzückt und überrascht. Alles beginnt mit dem jungen und ehrgeizigen Bundesanwalt David Treat Dennis (bekannt als Dee), der den "süßesten Verstoß gegen das Waffenexportgesetz seit Edwin Willson mit Gaddafi Geschäfte gemacht hat" angeboten bekommt: Die strafrechtliche Verfolgung von Ronald Rosenthal wegen Waffenverkäufen an bosnische Moslems, obwohl der Handel anscheinend mit voller Kenntnis der Regierung Clintons abgewickelt wurde. Erst nachdem er den Leckerbissen angenommen hat, wird sich Dee bewußt, daß das 16jährige Mädchen, mit dem er vor 12 Jahren am Strand von Martha"s Vineyard eine Affäre hatte, Allison ist. Natürlich sollte er den Fall wegen Befangenheit wieder ablehnen, auch wenn dies bedeuten würde, nicht nur seiner Karriere sondern auch der Beziehung zu seinem Vater, Berater im Weißen Haus, zu schaden, dem er es größtenteils zu verdanken hat, daß der Fall vor Gericht kommt und daß er den Job erhalten hat. Doch zuerst entscheidet sich Dee, den Labour Day auf Martha"s Vineyard zu verbringen, wo er "rein zufällig" Allison wiedertrifft. Es beginnt eine Affäre, die aufrichtig erscheint, aber mit der auch -- ohne zu viel von Gordons blendenden Handlungssträngen vorwegnehmen zu wollen -- die beiden ihre unterschiedlichen Ziele verfolgen. Allison (eigentlich geborene Esther, eine biblische Verbindung zur Tochter von König David, die Gordon für dramatische Effekte in mehreren Situationen verwendet) hat zahlreiche Gründe, ihrem Vater zu mißtrauen, so auch in bezug auf den Tod ihres jüngeren Bruders vor vielen Jahren. Doch bleibt sie trotzdem das ehrerbietige Kind dieses strengen und pragmatischen Mannes. Eine andere wichtige Rolle spielt der hochmütige Sensationsreporter Nicky Dymitrick, der seine eigenen Gründe hat, die Rosenthals bloßzustellen. Mit seinem ersten Thriller Sacrifice of Isaac erntete Gordon vielversprechende Vergleiche mit John le Carré und Graham Greene, die hiermit nun alle gerechtfertigt sind. --Dick Adler