Nacht über Algier: Roman
Preis 12.66 USD
“Dein Schützling hat sich mit einem Rhinozeros angelegt.” In der Tat, Kommissar Brahim Llob hat es nicht leicht mit seinem Kollegen Lino, der sich ausgerechnet in die Freundin eines der mächtigsten Männer des Landes verliebt. Da lassen Mord und Verbrechen nicht lange auf sich warten. Hochspannung pur mit viel brisantem Background. Das Buch liest sich flüssig weg, der Stoff ist spannend, der Krimi gelungen, aber letztlich: es ist eigentlich ein Roman über Algerien, über die Frage, was könnte sein, wenn... „Niemand begreift, warum in einem Land, wo es für groß und klein zu essen und zu trinken gibt, ein ganzes Volk am Hungertuch nagt.“ Da ist ein Kommissar, der ja kein unbekannter mehr ist, einer, der unbestechlich ist, der sein Land überzeugt liebt und dem es an die Nieren geht, zuzusehen, wie Korruption, Fanatismus, Angst und Terror kein Ende nehmen. Ein Mann, der kein Blatt vor den Mund nimmt und nicht ungefährlich lebt. „Wir dienen nicht einem Land, sondern ein paar Männern.“ Zu diesen Männern gehört Haj Thobane, „einflussreiche Persönlichkeit“, "eine Legende“, angesichts derer eine ganze Stadt zum „Schoßhündchen“ wird. Mit denen, die nicht auf seinem Kurs schwimmen, geht er nicht zimperlich um. „Erst rückt er seinen Opfern auf die Pelle, dann macht er sie kalt und häutet sie wie ein Karnickel.“ Dass Lino, der gerade „eine verspätete Pubertätskrise“ durchmacht, sich in dessen Mädchen verliebt ist natürlich unverzeihlich. Dann gibt es einen Anschlag auf Thobane und Lino wird verhaftet. Llob ist schon eine besondere Figur, die idealistisch für ein friedliches und friedvolles, aufstrebendes Algerien steht. Manchmal fällt es schwer zu glauben, wie konsequent, gradlinig und unanfechtbar der ‚Kommy’ ist. Rauhbeinig tritt er auf, schlagfertig und nicht zimperlich ist er, manches lässt ihn kalt „wie eine Scheibe Wurst“ und immer bleibt er wachsam „wie eine Scheinheilige, die nicht glauben will, dass alle Gynäkologen impotent sind.“ Höflichkeit, Diplomatie sind ihm fremd, stur geht er seinen Weg, stochert mit Hilfe einer nicht unattraktiven Journalistin in einer „historischen Dreckbrühe“ herum, die „dermaßen zum Himmel stinkt, dass es zum Kotzen ist.“ Nur unter dem Pseudonym Yasmina Khadra, so heißt seine Frau, konnte Mohammed Moulessehoul schreiben, 2001 ging er mit seiner Familie ins Exil. „Dieses Land macht mich krank“ sagt Kommissar Llob und seinen Autor lässt es schon seit vielen Büchern nicht los. So gewinnt das Buch eine ganz besondere Bedeutung durch das faszinierende und beeindruckende Porträt Algeriens, das zwischen den Zeilen eines lebhaften und schauerlichen Krimis liegt.--Barbara Wegmann