Sogar der Nachrichtensender N24 meldete es im August 2005 mit der Schlagzeile: „Unbekanntes Werk von Vivaldi entdeckt“. Die Geschichte dazu: Um 1754 hatte die berühmte Dresdner Hofkapelle beim venezianischen Kopisten Iseppo Baldan eine größere Anzahl von geistlichen Werken des seinerzeit sehr beliebten Baldassarre Galuppi bestellt. Weil Baldans Vorrat an Galuppis Werken nicht ausreichte, gab dieser kurzerhand einige Werke Vivaldis, darunter „Dixit Dominus“, dem Versand bei, ohne den zu diesem Zeitpunkt ohnehin in Vergessenheit geratenen Vivaldi zu erwähnen. Nun wurde das Werk von der australischen Musikwissenschaftlerin Janice Stockigt in der Sächsischen Landesbibliothek zu Dresden wiederentdeckt und damit ein 250-jähriger „Etikettenschwindel“ aufgeklärt. Forscher sprechen von einem der wichtigsten Vivaldi Wiederentdeckungen der letzten 75 Jahre! Zusammen mit dem Körnerschen Singverein und dem Dresdner Instrumental-Concert hat Peter Kopp die elfsätzige Vertonung des 110. Psalms für Solostimmen, Chor und Kammer-ensemble eingespielt und dies mit so phantastischen Solisten wie der Altistin Sarah Mingardo, deren unwiderstehlicher warmherziger Gesang und nicht zu überbietendem Ausdruck dennoch die Leistungen der anderen (Roberta Invernizzi oder Paul Agnew) nicht in den Schatten stellt. Drei Psalm-Vertonungen des seinerzeit so beliebten Baldassarre Galuppi runden das Programm ab, die zeigen, dass sich Qualität nicht mit Geschmack oder Zeitgeist messen lässt. Teresa Pieschacón Raphael