Dass der Klassik-Gitarrist John Williams die Grenzen seines Genres gern überschreitet, ist nicht erst seit seinen Ausflügen in Pop und Folklore bekannt. "Ich liebe afrikanische Musik", sagt er schlicht auf die Frage zum Anlass des Albums The Magic Box. Dafür hat er seine große Plattensammlung durchforstet, sich mit Freunden und Kollegen beraten und besonders stolz ist er auf die Mitarbeit eines Freundes: Francis Bebey, der großartige Songpoet und Musiker aus Kamerun, welcher kurz nach Beendigung der Aufnahmen zu dem Album verstorben ist. Fünf Kompositionen stammen von Bebey, einige Titel schrieb Williams auf der Grundlage traditioneller afrikanischer Lieder, Material aus Madagaskar, Senegal, Mali bis nach Südafrika und den Kapverden fand Eingang in sein Repertoire. Die rhythmische Vielfalt des Kontinents offenbart sich auf diesem Album in einer Weise, die klassisch geschulten Ohren bisher wohl verborgen war. Mit dem Gitarristen John Etheridge, der mit seinem Instrument gelegentlich improvisierte und Linien à la Django Reinhardt spielte, und anderen Musikern geht Williams mit den Vorlagen ganz natürlich um, ohne sie sklavisch nachzuarbeiten. Manche Titel fordern zum Tanzen auf, andere geraten eher besinnlich, aber selbst bei einer melancholischen Morna spürt man die Lust aller Beteiligten an der Entdeckung von Tönen, die bald zum Katalog klassischer Gitarristen zählen dürften. --Uli Lemke