"Es begab sich aber zu der Zeit, da ein Gebot von dem Kaiser Augusto ausging, daß alle Welt sich schätzen ließe..." Wer kennt nicht diese Zeilen, die so eng verbunden sind mit Lametta, Liedern und Lichtern. Das Weihnachtsoratorium von J.S. Bach ist hier das Tüpfelchen auf dem i der Weihnachtsstimmung. Ursprünglich räumlich und zeitlich sehr gedehnt konzipiert, erschließt sich das Werk aufgrund des Tonartenplans und symmetrischen Aufbaus der einzelnen Kantaten leicht als Gesamtschöpfung. Die Basilika von Echternach bietet der internationalen Einspielung des Süddeutschen Vokalensembles und den Solistes Européens unter der Leitung von Rolf Beck einen Klangraum, in der sich Orgel und Stimmen weit entfalten können -- leider läßt die ungefilterte Aufnahme auch die störenden Klappengeräusche der Blasinstrumente durch. Da Bach mit dominanten Bläsern geizt, stehen die Stimmen klar im Vordergrund. Der berühmte Chilene Rodney Gilfry ist hier als volltönender Baß zu hören, der auch die tückischsten Höhen mühelos meistert. Die Rezitative des Tenors Markus Schäfer klingen deutlich und sauber, werden aber teilweise von ihrer hohen Künstlichkeit überrrrrrrrollt. In ihrem zentralen Part der Maria kann Alison Browner ihre ruhige und sichere Altstimme in Arien wie "Schlafe, mein Liebster, genieße die Ruhe" und "Schließe, mein Herz, dies selige Wunder" voll zur Geltung bringen. In "Ach, wann wird die Zeit erscheinen" setzt sie sich aber nur schwerlich gegen Veronica Gangemi durch. Die Sopranistin, die eigentlich Cellistin werden wollte und erst nach einigen gewonnenen Wettbewerben in das Gesangsfach wechselte, brilliert in ihren Arien wie "Flößt, mein Heiland, flößt dein Namen" im Duett mit Oboe und Echo mit einer Stimme, die rein, süß und doch so charakteristisch ist wie schokoladenüberzogenes Marzipan. --Sabine Stoessel