Seine Soundtracks zu Fernsehserien haben die meisten schon gehört, seinen Namen aber kennen die wenigsten: Mark Snow zeichnet verantwortlich für die Filmmusiken zu Starsky und Hutch (1975) sowie vor allem natürlich Akte X (TV und Kino)! Aufgrund dieser Referenzen hatte der amerikanische Multiinstrumentalist (Klavier, Oboe, Percussion) die besten Voraussetzungen, die Verfilmung eines ebenso spannenden wie außergewöhnlichen Romans adäquat zu untermalen. Mark Childress schildert darin genaugenommen zwei Geschichten in den Südstaaten der USA Mitte der sechziger Jahre: Einerseits die des Jungen Pee Joe, der in Alabama lebt, das erstmals mit der Bürgerrechtsbewegung in Berührung kommt. Und andererseits die svon Pee Joes Tante Lucille, welche ihren alkoholabhängigen, gewalttätigen Mann umgebracht hat und ihr Glück in Hollywood versuchen will. Dort bekommt die Provinz-Marilyn tatsächlich eine Rolle in Bewitched. Doch als sie erfährt, dass in ihrer Heimat Rassenkrawalle ausgebrochen sind, die von ihrem Neffen ausgelöst worden sein sollen, kehrt das Glamour-Girl nach Hause zurück. Das 111-minütige Regiedebüt von Zorro-Star Antonio Banderas ist eine Tragikkomödie. Und so verströmt denn auch der Soundtrack von Mark Snow, der privat am liebsten Musik von Peter Gabriel, Alanis Morrisette, Paul Simon, Suzanne Vega, Nine Inch Nails sowie The Dust Brothers hört, überwiegend eine melancholische Atmosphäre. Dies tut er auf abwechslungsreiche Weise in mitunter geradezu minimalistischen Kompositionen zwischen Countryblues und Jazz, anhand derer sich Snow als Meister von eindrucksvollen Stimmungsbildern empfiehlt. Optimistische Gegenpunkte setzen "These Boots Are Made For Walking" (Nancy Sinatra), das schwungvolle "Little Miss Happiness" (Burt Dache) sowie natürlich "Lucille" (Little Richard). Und als Bonus-Track gibt es eine stimmungsvolle Neuauflage des Gospel-Klassikers "We Shall Overcome". Gut! --Thomas Hammerl