Die Wortwahl des Titels dieser Dokumentation klingt nicht nur nach einer offiziellen Verlautbarung der Nato: Der Kosovo-Konflikt. Ethnische Säuberungen, Bombenagriffe, Mord, Vergewaltigungen: Dieser Konflikt war ein Krieg. Punkt! Hinter diesem möglicherweise unglücklich gewählten Titel verbirgt sich dennoch eine sehr interessante, britische Dokumentation über den letzten Krieg, der in Europa gewütet hat. Im Untertitel Bomben auf Belgrad schwingt zweifelsohne auch etwas Reißerisches mit. Dass sich hinter diesen Titeln jedoch eine seriöse Dokumentation aus Großbritannien verbirgt, muss daher betont werden. Bomben auf Belgrad fokussiert seinen Blick auf den Anfang des Krieges. Kritisch wird das Vorgehen der westlichen Militärs sowie der Politik beleuchtet und deren Fehler aufgezeigt. Dies gelingt, indem jene zu Wort kommen, die die Befehlsgewalt im westlichen Bündnis inne hatten, wie der britische Premierminister Tony Blair oder amerikanische Militärs. Die Offenheit, mit der sie über den Krieg berichten, überrascht einmal mehr. Offen reden sie über Konflikte, die zwischen Militärs und Politikern über das Vorgehen herrschten. Konflikte, die schließlich nur einem Nutzen brachten: Slobodan Milosevic, der sich auf die Uneinigkeit der Allianz verlassen und seine Pläne von der ethnischen Säuberung des Kosovos lange Zeit fast ungehindert durchziehen konnte. Beeindruckend sind die Statements des ehemaligen Nato-Pressesprechers Jamie Shea, der einen erstaunlichen Blick hinter die Kulissen der "Vermarktung" des Krieges gewährt und zeigt, wie Wahrheiten im Rahmen einer guten Pressearbeit manipuliert werden können. Im Gegensatz zum ersten Teil der Dokumentation, die sowohl einen westlichen wie auch einen serbischen Blick auf die Geschehnisse im Kosovo zugelassen hat, richtet dieser zweite Teil seinen Blick fast ausschließlich auf das Vorgehen der Nato. --Christian Lukas