Ein Tribut an Luiz Gonzaga, dem König des Baião? Haben nicht erst kürzlich verschiedene Artisten Jackson Do Pandeiro überarbeitet und gesampelt? Und widmeten nicht Cascabulho diesem brillanten Forró-Sänger ihr Album Hunger Gives You A Headache? Nun trägt die Band aus Recife ihr Scherflein auch zur vorliegenden Hommage an einen der wichtigsten Musiker des brasilianischen Nordostens bei. Denn meist werden Gonzaga und Pandeiro in einem Atemzug genannt, wenn es um die Roots dessen geht, was eine junge Generation heute mit frischem Elan aufbereitet. Auch der unvergleichliche Chico César zählt die beiden Heroen der Música Sertaneja ausdrücklich zu seinen wichtigsten Einflüssen. Baião de Viramundo vereint so ziemlich alle innovativen Kräfte aus Pernambuco. Namentlich auch Nação Zumbi, einst Backing Band des 1997 verunglückten Mangue-Beat-Propheten Chico Science. Während Comadre Florzinha, Nana Vasconcelos und vor allem Mestre Ambrosio, die für ihr fantastisches Album Fuá Na Casa De Carbral zu Hause euphorische Kritiken einheimsten, mit ihrem neotraditionellen Ansatz ohne Sampler, Synthies oder Sequenzer überzeugen, bedienen sich DJ Dolores, Otto und Rica Amabis hemmungslos modernster Studiotechnik. Und doch sind sie alle Teil derselben ikonoklastischen Bewegung aus dem Nordeste, die Mitte der 90er ganz Brasilien im Sturm eroberte. Damit bietet dieses Tribut an Gonzaga eine umfassende und abwechslungsreiche Wurzel-Behandlung. Einziger Wehrmutstropfen: der schwache Beitrag einer eigentlich sehr starken Newcomerin. Andrea Marquees Vorzeigenummern befinden sich offensichtlich alle auf ihrem jüngsten Debüt Zumbi. --Wolfgang Zwack