Er ist und bleibt ein Wanderer zwischen den Welten. Bei dem wunderbaren dritten Soloalbum Zanzibar pendelt João Afonso -- wie schon bei den Vorgängern Missangas (1997) und Barco Voador (1999) -- erneut zwischen Stilrichtungen aus unterschiedlichen Erdregionen. Der Grenzgänger, 1965 in Mozambique geboren und seit 1978 mit seiner Familie in Portugal zu Hause, erinnert sich an die Rhythmen und Klangfarben seines Geburtsortes in Südostafrika, er bringt die Fado-Figuren und die traditionelle Folklore der iberischen Halbinsel ein, und er lässt auch jene Elemente einfließen, die er auf seinen Konzertreisen im mediterranen Ausland kennen gelernt hat. Bei so viel Offenheit und künstlerischer Neugier verwundert es nicht, dass sich Afonso hier mit Musikern aus aller Herren Länder umgibt. Erstklassige Kollegen aus Galizien, Guinea, Angola, Brasilien und von den Kapverdischen Inseln steuern Zutaten aus ihren Heimatgebieten bei und erschaffen so einen vielgestaltigen südländischen Soundmix, der mit seinen melancholischen und eher leise gehaltenen Tönen sofort verzaubert. Die Macht der Stille. In den Texten der größtenteils von ihm selbst verfassten Songs verarbeitet João Afonso die Erfahrungen, die er auf der bisherigen Wegstrecke seines Lebens gesammelt hat. So denkt der Neffe des populären José "Zeca" Afonso etwa an die entbehrungsreiche Kindheit in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Mozambique zurück, er lässt die Emigration der eigenen Familie noch einmal Revue passieren, und er erzählt auch von den illegalen Einwanderern und Obdachlosen, die ihm in den letzten Jahren immer wieder begegnet sind ("Clandestino", "Sem Abrigo"). Nicht zuletzt wegen dieser autobiografischen Momente ist Zanzibar ein sehr persönlicher Longplayer geworden. --Harald Kepler