Hier erleben wir eine wunderbare Neuentdeckung! Seit ihrer Uraufführung in Rom im Jahre 1721 wurde Griselda von Alessandro Scarlatti nur noch ein einziges Mal aufgeführt. Dieser Tatbestand konnte der Aufmerksamkeit des unermüdlichen Entdeckers René Jacobs nicht entgehen. Er hat die Qualität und die Vielfalt der Orchestrierung entdeckt, ebenso die Schönheit der Duette, die Originalität der Rhythmen. Diese Musik ist mehr als lediglich gefällig, sie scheint sich in alle Richtungen zu entwickeln: Wir befinden uns zwischen Oper und Oratorium, zwischen Serenade und großen tragischen Szenen, die zu einem glücklichen Ende geführt werden. Drei Stunden Musik werden den Zuhörer nicht einen Augenblick langweilen. Ganz unbestritten dominieren drei Stimmen diese Aufnahme: Dorothea Röschmann in der Rolle der Griselda, Bernarda Fink als Roberto und die verblüffende Silvia Tro Santafé mit ihrem Mezzosopran, der eine ganz besondere Klangfarbe besitzt. Was für ein erfolgreiches Unterfangen! --Etienne Bertoli