Rückkehr und Aufbau nach 1945: Deutsche Remigranten im öffentlichen Leben
Aus dem NS-Staat Vertriebene haben den materiellen, politischen und kulturellen Wiederaufbau Nachkriegsdeutschlands wesentlich mitgestaltet. Das geschah nicht selten unter Verleugnung ihrer unmittelbaren Vergangenheit, denn in der deutschen Öffentlichkeit waren die Remigranten alles andere als willkommen. Bis weit in die 1960er Jahre gab es latente oder offene Ressentiments gegen sie; die Öffentlichkeit betrachtete sie als verkappte Vaterlandsverräter, worin unschwer kompensatorische Entlastungs- und Verdrängungstechniken zu erkennen sind.Wichtig sollten vor allem die langfristigen Einflüsse der Remigranten werden, weil sie mit ihren im englischen, amerikanischen und skandinavischen Exil gemachten zivilgesellschaftlichen Erfahrungen zur "Verwestlichung" der deutschen Gesellschaft beitrugen. Rückkehrende Sozialdemokraten und Gewerkschafter beispielsweise gaben wichtige Impulse zur programmatischen Modernisierung ihrer Organisationen. Und zurückgekehrte Gelehrte sorgten dafür, dass Deutschland wieder intellektuellen Anschluss an die internationale Wissenschaftsgemeinschaft fand. Bisher sind die Leistungen der Remigranten kaum näher untersucht worden. Dieser Band will deshalb zur Erforschung dieses unbekannten Kapitels anregen.