The Best American Short Stories of the Century

EAN/UPC/ISBN Code 46442013215, 9780618013210



Dieser Titel ist in englischer Sprache. Mit seinen 67 Jahren könnte der ewig junggebliebene John Updike vielleicht doch noch zu einer Art Elder Statesman werden. Und doch sind die jährlich erscheinenden Best American Short Stories, von denen Updike nun die besten zusammengestellt hat, nahezu eine Generation älter, sie wurden 1915 erstmalig herausgegeben. Diese Beständigkeit erlaubt es dem umfangreichen Buch Best American Short Stories of the Century, zwei Zwecke zu erfüllen. Es handelt sich in erster Linie um ein unentbehrliches Kompendium amerikanischer Sitten- und Moralvorstellungen, das uns Jahrzehnt für Jahrzehnt Einblicke in das amerikanische Leben von damals und heute gewährt. Desweiteren hat Updike sehr bewußt einen soziologischen Blickwinkel bei seiner Auswahl vermieden. "Ich habe versucht, die Geschichten nicht danach auszuwählen, ob sie eine Thematik oder einen Abschnitt aus unserer nationalen Lebenserfahrung wiedergeben", schreibt er in seinem Vorwort, "sondern weil sie mir wegen ihrer Lebhaftigkeit, ihrer Schönheit und ihrer Glaubwürdigkeit auffielen und weil sie mir im Hinblick auf die Erkenntnisse über die Menschen, die sie enthielten, wichtig erschienen." Das ist ihm gelungen: Die 55 Erzählungen, die es geschafft haben, aufgenommen zu werden, sind außerordentlich bemerkenswert, was ihre menschliche Bedeutung (weniger die geschichtliche) anbelangt. Wer also wurde aufgenommen? Es findet sich eine beträchtliche Anzahl an unbestreitbaren Klassikern, so unter anderem Hemingways "The Killers", Faulkners "That Evening Sun Go Down" und Philip Roths bissige Betrachtung über kirchliche Mitwisserschaft, "Defender of the Faith". In anderen Fällen sind bedeutende Autoren durch weniger bekannte Arbeiten vertreten. Es fällt jedoch schwer, sich über die Aufnahme von Willa Cather, F. Scott Fitzgerald, Tennessee Williams, J. F. Powers und Eudora Welty zu streiten, vor allem in Anbetracht der Tatsache, daß deren zweitrangige Arbeiten den Meisterwerken anderer völlig ebenbürtig sind. Und das letzte Drittel des Buchs ist dadurch, daß brillante Geschichten von Saul Bellow, Donald Barthelme, Raymond Carver, Tim O"Brien, Bernard Malamud, Cynthia Ozick, John Cheever und Vladimir Nabokov Eingang finden, wirklich ein Tribut an die zeitgenössische amerikanische fiktive Literatur. (Was den letztgenannten Autor anbelangt, ist Updike übrigens seiner eigenen Götzenverehrung zum Opfer gefallen, weshalb er die Aufnahmebedingungen frei auslegte. Aber niemand wird es bereuen, die Halluzinationen hervorrufende Erzählung "That in Allepo Once..." gelesen zu haben.) Es versteht sich von selbst, daß Anhänger der fiktiven Literatur sich über die Auslassungssünden des Autors bis gut ins nächste Jahrhundert beschweren werden. Doch egal, wie man es einteilt, dieses Buch bleibt elegante und notwendige Werbung für das Genre der Kurzgeschichte. --James Marcus