Klassische Musik diente bereits als Untermalung von Werbespots für Versicherungen, Schokolade, Eiskrem oder Waschpulver -- kaum ein Produkt, bei dem noch nicht versucht wurde, mit Mozart, Orff oder Vivaldi die Absatzzahlen zu erhöhen. Da ist es kein Wunder, dass Werbung und klassische Musik bisher auf keinem guten Fuß miteinander standen, degradierte sie doch künstlerisch höchst anspruchsvolle Werke zum Hintergrundgedudel für banale Verkaufsbotschaften. Erstmals profitierte jetzt jedoch auch die Musik von dieser Zwangsehe: In dem Werbespot "Freedom To Move" des britischen Regisseurs Jonathan Glazer für die amerikanische Jeansmarke Levi"s wurde ein Ausschnitt aus Händels "Sarabande" derart stimmungsvoll in Szene gesetzt, dass sich viele junge Leute plötzlich interessiert in den Musikgeschäften danach erkundigten, von wem denn die Musik zu dem Spot stammte. Diesem Trend Rechnung tragend veröffentlichte die Deutsche Grammophon die Zusammenstellung Odyssey, die in einer schicken durchsichtigen CD-Hülle mit abgerundeten Ecken und einem modischen Cover erscheint. Hier finden sich die besagte "Sarabande" aus Händels Cembalo-Suite Nr. 4 in d-Moll und dazu weitere klassische Stücke, die als Filmmusik in internationalen Kinofilmen verwendet wurden, jeweils in hochwertigen Einspielungen von größtenteils namhaften Orchestern, darunter das bekannte Adagio aus Mozarts Klarinettenkonzert in A-Dur, KV 622, das in Jenseits von Afrika eine zentrale Rolle spielte oder das "Air" von Bach aus der Orchestersuite Nr. 3 in D-Dur, BWV 1068, das unter anderem in Sieben zum Einsatz gekommen war. Dass klassische Musik über den Umweg der Mode für ein junges Publikum interessant wird, ist genauso zu begrüßen wie die Tatsache, dass man bei der Vermarktung von klassischer Musik einen Mittelweg zwischen hochgeistigem Anspruch und trivialer Walzer-Klassik gefunden hat. Dass es sich bei der hier zu findenden Aufnahme der "Sarabande" nicht um die in dem Werbespot verwendete Einspielung mit ihrer etwas plakativen Dynamik handelt, sondern um eine konventionelle, wenngleich sehr schöne Aufnahme von dem wenig bekannten Bohemia Orchestra, birgt allerdings die Gefahr in sich, dass manche jugendlichen Käufer enttäuscht sein könnten. Trotzdem ist Odyssey für Filmfans und Klassikeinsteiger eine heiße Empfehlung. --Albrecht Volk