Romantica
Nicht nur in puncto Geschlossenheit könnte sich Romantica mittelfristig als Opus magnum in der qualitativ durchaus wechselhaften Diskografie des US-Gitarrenquartetts Luna erweisen. Auch ansonsten steht es ihrem bisher als unerreichbar geltenden Bewitched (1994) in nichts nach, profitiert im Gegenteil von einem Reifegrad, der von professionller Abgebrühtheit nicht weiter entfernt scheinen könnte. Alles weitere ist auch auf dem siebenten Album der Band im Grunde nicht beurteilbar. Bei weitem zu persönlich und emotionsbestimmt (nicht: pathetisch und aufgedonnert) sind die minimalistischen Songs von Sänger und Gitarrist Dean Wareham, der Luna 1992 gemeinsam mit dem Ex-Chills-Bassisten Justin Harwood aus den Trümmern der ihrerseits viel verehrten Galaxie 500 schaufelte. Lunapark hieß das Debütalbum und legte die bis heute relevanten Koordinaten für den Space-Folk von Luna fest: weite, lyrische Gitarrenflächen, fast beiläufig daherkommender Gesang, unauffällige Rhythmusarbeit und viel, viel Platz. Langsamer ist mehr in diesem musikalischen Orbit, in dem Luna hinter Lou Reed und Tom Verlaine gut als psychedelische Ausdeutung neben die fabulösen Go-Betweens passen. Dass es auch auf Romantica nicht langweilig wird, ist neben der kongenialen Arbeit von Producer Gene Holder (Ex-dB"s) und der inspirierten neuen Gitarristin Britta Phillips, bei aller Finesse in Arrangement und Produktion dem unausgesetzt authentischen der Lieder selbst zu verdanken. Verhuscht, aber echt. --Rolf Jäger