Wonder Boys

EAN/UPC/ISBN Code 9783462025217


Grady Tripp ist ein Collegelehrer der ganz besonderen Art In seiner Jugend trampte er durch die amerikanische Provinz, vernaschte Kleinstadtmädchen und arbeitete als Tagelöhner, Landarbeiter und Limonadenverkäufer. Als Professor für kreatives Schreiben hat ein Verhältnis mit der Frau seines Fachbereichsleiters. Er hangelt er sich von Party zu Party, von Whisky zu Whisky, von Joint zu Joint. Schließlich fährt er mit seinem Lieblingsstudenten James Leer in einem klapprigen Auto durch die Gegend -- ein ganzes Wochenende lang. Ein Professor also zum Anfassen, der sich mitten in den wilden Strudel des Lebens wirft, einer, der immer unterwegs ist und ständig wechselnde Abenteuer besteht. Grady Tripp ist der Prototyp des komischen und tragischen Künstlers, der von einer unvorhergesehenen Wendung in die andere taumelt. Wie jeder verhinderte Schriftsteller hat auch er einen unvollendeten Roman in der Schublade. Er trägt den Titel WonderBoys und ist seit frühester Jugend in Arbeit. Für Grady ist dieser unvollendeter Roman das einzig Beständige in seinem wilden Leben. Michael Chabons Buch trägt nicht ohne Grund ebenfalls den Titel "WonderBoys", denn Chabon versucht, all jene flüchtig wilden Geschehnisse rund um diese Beständigkeit einzufangen. Das Buch beschreibt eine Wochenende im Leben des 41jährigen Grady Tripps. Das offizielle Collegefest am Anfang des Buches ist dabei das einzig geplante Ereignis, danach schlittert Tripp von einem Zufall in den anderen. Partner in seinen zahlreichen Abenteuern ist sein Lieblingsstudent James Leer, ein begabter Schriftsteller, der in der morbiden Welt der Filmstars der 30er Jahre lebt. Als er Leer das Haus seines Rektors zeigen will, erschießt dieser den Hund des Rektors, als sich dieser unglücklich in Tripps Bein verbeißt. Die weiteren Ereignisse des Buches sind in der Hauptsache alltägliche Ereignisse, Begegnungen, Partys, Gespräche, immer wieder Rückblenden und Erinnerungen. "Wonder Boys" ist ein Buch über ein Künstlerleben, wie wir es aber schon oft und vor allem besser gelesen haben. Ein Buch, das sich um Originalität und Tempo bemüht, mit dem üblichen Schuss Melancholie, zwischen Wildheit und Tragik schwankend. Überzeugend kann das Buch allenfalls in der ersten Hälfte. Als Tripp Leer schließlich auch zu dem alljährlich stattfinden Familienfest seiner jüdischen Verwandten und seiner Ex-Frau mitnimmt, wird über den Leser ein ganze Füllhorn von Gesprächen und langweiligen Familienunterhaltungen ausgeschüttet. Am Anfang dagegen bemüht sich Chabon furios um eine temporeiche Sprache, das Geschehen hangelt sich von einem wilden Ereignis zum anderen. Dies ist wirklich unterhaltsam. Faszinierend ist auch die Menschenschilderung: Eine Mischung aus satirischer Überhöhung und Unverfrorenheit, die aber wiederum Charakteristika der Personen auf den Punkt bringt. Das Buch endet dann mit der Aufklärung einer Reihe von Missverständnissen. Tripp gesteht seiner Geliebten endlich, dass er ihren Hund erschossen hat und auch ein vermeintlicher Einbruch wird aufgeklärt. Fazit: "WonderBoys" ist ein stellenweise unterhaltsamer Roman, der versucht, flüchtige Zufälligkeiten des Lebens zu beschreiben, allerdings kommt er nicht ohne Längen aus. --Christoph Steven