Lyrische Sinfonie
Preis 20.07 USD
Eine Sinfonie für Sopran, Bariton und Orchester? Da muss man doch unweigerlich an Gustav Mahler und sein Lied von der Erde denken. Gegen Alexander von Zemlinsky (1871-1942) machte sich seinerzeit schnell das Vorurteil des Eklektikers breit. In seiner Heimatstadt Wien hatte er es schwer, sich gegen die erste Komponistengarde -- etwa Gustav Mahler und Richard Strauss -- durchzusetzen. Zemlinskys Werke gerieten lange in Vergessenheit, jedoch: Es lohnt sich, seinen Klängen nachzuspüren. Ist Mahlers Lied von der Erde ein Gesang auf das Irdische, so besticht in Zemlinskys Lyrischer Symphonie op. 18 das Moment der Sehnsucht: ein Zyklus von sieben Gesängen, der auf der Gedichtsammlung Der Gärtner des Nobelpreisträgers Rabindranath Tagore basiert. Sopran und Bariton scheinen wie die Stimmen zweier Suchender: "Ich bin friedlos, ich bin durstig nach fernen Dingen. Meine Seele schweift in Sehnsucht, den Saum der dunklen Weite zu berühren", heißt es im ersten Gesang (eindringlich gesungen von Bo Skovhus). Dem Werk liegt wohl Autobiografisches zu Grunde; sollte doch Zemlinskys Liebe zu Alma Schindler unerfüllt bleiben. Und dieses große Sehnen spinnt sich wie ein Ariadne-Faden durch seine Musik. Von kammermusikalischer Intimität, die ihresgleichen sucht, ist der Anfang des vierten Gesangs "Sprich zu mir Geliebter", in dem die Solovioline mit dem Solocello Zwiegespräch hält, bevor die Singstimme (ausdrucksstark vorgetragen von Soile Isokoski) einsetzt. Auf der CD Lyrische Symphonie gibt es weiterhin Opernvor- und Zwischenspiele zu entdecken: Aus Sarema, Es war einmal, Kleider machen Leute und Der Kreidekreis. Eine besondere Entdeckung wert ist Der König Kandaules; ein Stück, das erst nach gut einem halben Jahrhundert(!) nach Zemlinskys Tod auf die Bühne gebracht wurde. Seit Jahren setzt sich der amerikanische Dirigent James Conlon für die Musik Alexander von Zemlinskys ein. Mit dem Gürzenich-Orchester hat er bereits mehrere Werke des Komponisten eingespielt, beispielsweise Die Seejungfrau & Sinfonietta. Conlons Lesart zeigt auch bei der Lyrischen Symphonie einen ausgeprägten Blick für die Leuchtkraft dieser Musik und nimmt den Hörer mit in eine reiche Klangwelt, die nur noch entfernt an die Fin-de-Siècle-Harmonik angelehnt ist. Wie bemerkte einst der Komponist Franz Schreker treffend? "Der reine Klang, ohne jede motivische Hingabe, ist, mit Vorsicht gebraucht, eines der wesentlichsten musikdramatischsten Ausdrucksmittel, ein Stimmungseffekt ohnegleichen." --Beatrix Gillmann