Bilderwissen: Die Anschaulichkeit naturwissenschaftlicher Phänomene

EAN/UPC/ISBN Code 9783832171391


Ein ungewöhnliches Buch: Es richtet sich an Menschen, die sich sowohl für darstellende Kunst im weitesten Sinne als auch für Naturwissenschaften interessieren. Was haben die beiden miteinander zu schaffen, wird man sich fragen -- sind es nicht Domänen, die einander bestenfalls mit Ignoranz begegnen? Doch hier belehrt uns Martin Kemp, Professor für Kunstgeschichte in Oxford, eines Besseren. Der wissenschaftliche Horizont einer Epoche und ihr künstlerischer Ausdruck sind für ihn nur zwei Aspekte eines Gesamtbildes des menschlichen Geistes im Wandel der Geschichte. Das wird schon im ersten der vielen Beispiele -- der Mona Lisa -- überraschend deutlich: Wer hätte gedacht, dass sich bei da Vincis bekanntem Werk jeder gemalte Effekt auf ein Naturgesetz gründet, von dem Maler ganz bewusst eingesetzt? Doch nicht nur um berühmte Gemälde aus alten Zeiten geht es hier, sondern ganz allgemein um die Macht der Bilder bis in unsere Zeit hinein. Ob Aufnahmen von Wasserspritzern mithilfe von hoch entwickelter Technik, im Computer nachbearbeitete Mammografien oder Porträts berühmter Wissenschaftler -- unser geistiger Horizont sowie der herrschende Zeitgeist drücken sich in Bildern aus, in einem komplexen Geflecht aus wechselseitiger Beeinflussung, wie Kemp eindrucksvoll darstellt. Die einzelnen Kapitel des Bandes sind seit 1998 in der renommierten Fachzeitschrift Nature als Folge von Essays erschienen. Wunderschön umgesetzt sind sie hier: Was den Leser erwartet, ist keine Bilderflut. Stattdessen begleiten jeden Essay eine oder zwei zentrale Abbildungen. Sie sind in brillanter Qualität gedruckt und in dem großformatigen Band von großzügigem weißen Rand umgeben. So lädt jedes Kapitel zum Verweilen ein, zum Genießen und zur Reflexion über den vielschichtigen Text. Ein intellektueller und ästhetischer Hochgenuss -- für alle, die über den eigenen Tellerrand hinausblicken wollen. --Birgit Will