Little Willies [Vinyl LP]
Seitdem Norah Jones mit ihrem fantastischen Albumdebüt Come Away With Me zum Megastar aufstieg, ist sie fast ständig auf Achse. Konzertreisen mit ihrer Begleitband und Promotiontermine nehmen sie ziemlich in Beschlag. Trotzdem lässt es sich die Sängerin und Pianistin nicht nehmen, regelmäßig mit befreundeten Kollegen zu Jamsessions zusammenzukommen. So oft es der randvolle Terminplaner erlaubt, trifft sich Norah mit dem Singer/Songwriter Richard Julian (Smash Palace, Good Life), Gitarrenmeister Jim Campilongo (American Hips), Bassmann Lee Alexander und Schlagzeuger Dan Rieser (bekannt von Marcy Playground) in einem New Yorker Club mit dem prosaischen Namen Living Room. Wenn die fünf dort "just for fun" drauflosspielen, stehen meist Klassiker aus dem Country-Fach auf dem Programm. Der Spaß, den die lose Formation an diesen munteren Zusammenkünften hat, ist beim ersten gemeinsamen Album in jedem Moment zu spüren. Mit einer spielerischen Ausgelassenheit etwa stimmt man Fred Roses Westernswing-Oldie "Roly Poly" an. "I"ll Never Get Out" von Hank Williams Jr. ertönt als Blues-Heuler à la Lyle Lovett. Willie Nelsons Edelschnulze "Nightlife" wird zur Ballade, wie sie Barpianisten nach null Uhr für einsame Nachteulen klimpern. Und Kris Kristoffersons "Best Of All Possible Worlds" schließlich verwandeln The Little Willies in eine forsche Honkytonk-Nummer. Fans von Norah Jones sollten angesichts der Titelauswahl also nicht gerade dieselbe Musik wie auf ihren Soloscheiben erwarten. Wer ein offenes Ohr für traditionelle Americana-Klänge hat, wird an diesem Nebenprojekt der kleinen US-Amerikanerin aber gewiss viel Freude haben. Ein ganz zauberhaftes Album! -- Harald Kepler