Wie ich den Herbst lese
Norbert Rosowskys Lyrik läßt sich nicht leicht einordnen.Er ist keiner, der Trends folgt, das Modische ist nicht seine Sache. Seine Produktion ist nicht aus Schablonen geformt, die heute überall herumzuliegen scheinen und zu vollkommen austauschbaren Ergebnissen führen. Gleichwohl aber kommt alles, was er schreibt, aus dem Heute, ist Gegenwart, ohne der vordergründigen Aktualität zu huldigen.Soll man sagen, Norbert Rosowsky sei einer der Stillen im Lande? Das will im Bild nicht so recht passen für einen, der sich zwar abseits der von zu vielen begangenen Wege hält, dessen Stimme aber durchaus selbstbewußt und kraftvoll zu vernehmen ist. Seine Unverwechselbarkeit, seine eigene Note liege darin, daß er es wage, hinter die Erscheinungen zu greifen und mit erstaunlicher Kraft Urbilder zu beschwören, schrieb Wolfdietrich Kopelke über Rosowskys Gedichte. Dieser Autor verfügt über eine »Sprache, die nicht zögert, sondern zupackt« (Die Welt).EIN WALDDer Wald wandertdie Straße entlang,er geht den Hügel hinauf,geht das Tal hinabund kommt am Flusse zu stehn. Erst muß der Fluß vorüberziehn.Der Wald wartetund steht Jahrhunderte da,er schläft im Stehen einund träumt...und vergißt, daß er weiter will.Die Tiere meinen, er bliebe immer da.