Meine Frau die Schauspielerin [VHS]
Preis 8.85 USD
Die Frage, um die fast alles in Meine Frau, die Schauspielerin, das Regiedebüt des französischen Schauspielers Yvan Attal kreist, ist wahrscheinlich genauso alt wie das Kino und das Theater: Ist, wenn sich zwei Darsteller auf der Leinwand oder eben auch auf der Bühne küssen und lieben, alles nur gespielt, oder sind da vielleicht doch echte Gefühle mit im Spiel? Eine eindeutige Antwort liefert uns hier natürlich auch Yvan Attal nicht. Die wäre wohl auch gar nicht möglich. Doch zumindest gewinnt der erfahrene Schauspieler, der auch das Drehbuch geschrieben hat, diesem ewigen Rätsel einige höchst amüsante Verwicklungen ab. Als Ehemann des berühmten Filmstars Charlotte (Charlotte Gainsbourg) genießt der Pariser Sportjournalist Yvan (Yvan Attal) einige Privilegien. So kann es schon mal passieren, dass ein Verkehrspolizist ihm kein Ticket ausschreibt, weil die reizende Charlotte neben ihm sitzt; und wenn es darum geht, einen Tisch in einem edlen Restaurant zu reservieren, wirkt der Name seiner Frau regelrecht Wunder. Doch all dies nimmt Yvan gar nicht als Vorzüge wahr, ihn stört vielmehr, dass all die Menschen, die Charlotte umschwärmen, ihn überhaupt nicht beachten. Sein schon lange schwellender Unmut und seine Eifersucht brechen schließlich ganz offen aus, als Charlotte zu Dreharbeiten nach London reist. Yvan Attal potenziert die zentrale Frage nach den Gefühlen von Schauspielern bei Liebesszenen mit Meine Frau, die Schauspielerin ins nahezu Unendliche. Die geradezu absurde Situation, in die Yvan und Charlotte durch seine Zweifel und seine Eifersucht geraten, wird noch verrückter und undurchsichtiger, wenn man bedenkt, dass Yvan Attal und Charlotte Gainsbourg auch im wirklichen Leben verheiratet sind. Und wie im Film, den sich Attal ganz auf den Leib geschrieben hat -- Charlotte ist kaum mehr als eine Statistin in dieser Geschichte, die doch auch ihre sein könnte --, ist sie auch in der Realität der viel größere Star als er. Attal verwischt ganz bewusst auch noch die letzten Spuren der Grenze, die uns zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden ließe. Aus dieser nicht mehr aufzulösenden Verwirrung zieht seine im Endeffekt doch sehr altmodische Komödie ihren Witz. Attal führt hier den Starkult und alles, was mit ihm zusammenhängt -- vor allem die Neigung des Fans, Privatleben und Beruf seiner Ikone zu vermischen --, ad absurdum. Zugleich etabliert er sich mit seinem Debüt als autobiografischer Filmemacher, dessen größter Coup die Fiktionalisierung des eigenen Lebens ist. In den Szenen, in denen sich mal nicht alles um Yvan und Charlotte, sondern um Yvans Schwester Nathalie (Noémie Lvovsky) und deren Mann Vincent (Laurent Bateau) dreht, kommt er dabei seinem großen Vorbild Woody Allen sogar noch näher. Sie verankern die extrem selbstreferenzielle Hysterie und Komik des Films in einer weitaus tiefer sitzenden Unsicherheit, deren Wurzeln in klassischen Identitätskrisen liegen, wie sie jeder, und nicht nur der Ehemann eines Stars, jederzeit durchleben kann. --Sascha Westphal