Melodies (Lieder von Debussy und Chausson)

Preis 38.17 USD

EAN/UPC/ISBN Code 28945968223



Französische Klavierlieder aus der Zeit des Impressionismus: Eine Welt von alterierten und erweiterten Harmonien, in welche eigenartig unwirkliche Melodien verwoben sind. Die Texte sprechen oft von zwischenmenschlichen Empfindungen, die untrennbar verbunden sind mit überwältigenden Naturbildern. Meist durchzieht ein Hauch, manchmal auch ein Sturmwind von Erotik die Atmosphäre dieser Gesänge. Christine Schäfer und ihr Begleiter Irwin Gage nähern sich den Lieder des ungleichen Freundespaares Ernest Chausson und Claude Debussy mit differenzierten Klangvorstellungen und fein aufeinander abgestimmtem Gestaltungswillen. Schäfer trifft besonders gut den sinnlichen Unterton vieler der Stücke, indem sie hier und da mit kaum merklichen Portamenti und oft mit einer leicht überhauchten Stimmgebung arbeitet. Sie führt ihre leicht ansprechende, weiche Sopranstimme mit großer Anschmiegsamkeit, Flexibilität und Sicherheit durch die komplexen Melodielinien und erzeugt durchgängig eine leicht verhangene Stimmung. Fraglich ist allerdings, ob sie sich mit dieser Art der Stimmgebung, so permanent verwendet, einen Gefallen getan hat. Es scheint vielmehr, dass vielfach auch solche Töne, die etwas direkter und klarer gemeint waren, unter Blässe und Mattheit leiden. Dies passiert in Höhe, vor allem aber in der tiefen Mittellage: Christine Schäfer scheut sich vor der beherzteren Verwendung des Brustregisters, obwohl doch gerade in den Liedern von Debussy immer wieder Passagen in Sprechstimmlage komponiert sind und, nur so kommt dieser Effekt zum Tragen, die dort normalerweise anzutreffende Prägnanz und Körperhaftigkeit verlangen. Wie das klingen kann, demonstrieren eindrucksvoll die in der zweiten Hälfte der 30er-Jahre entstandenen Aufnahmen von Maggie Teyte, einer Sopranistin irischer Herkunft, die in jungen Jahren eine der "Musen" von Debussy war und dessen Kompositionen mit ihm selbst eingehend studiert hat. Ihre Interpretationen enthalten eine weitere Dimension von Unmittelbarkeit, bisweilen auch Schärfe oder gar Bedrohlichkeit, die sich in der Einspielung von Christine Schäfer nicht findet. Freilich offenbart dies erst der Vergleich; für sich genommen ist die vorliegende CD zweifellos ein Genuss. Dennoch deckt sie nur einen Teil der Ausdrucksmöglichkeiten ab, die in diesen tiefgründigen Liedern angelegt sind. --Michael Wersin