Der Tag danach: Vom Verlust der Macht und dem Ende einer Liebe, vom schnellen Tod und von einem neuen Leben. Deutsche Biografien
Es gibt Momente, in denen ändert sich mit einem Schlag alles. Das gilt für die Weltläufte ebenso, wie für das einzelne Leben. Karrieren, Lieben, auch das Leben eines nahen Menschen können jäh zu Ende gehen. "Jeder Mensch reagiert auf seine besondere Weise, wenn auf einmal nichts mehr so ist, wie es gestern noch war. Es gibt für solche Wendepunkte im Leben keine Formeln, es gibt keine Erfahrungen von anderen, denen so etwas schon passiert ist, mit denen sich etwas anfangen ließe in dem Moment, wenn es einem selber passiert." 34 Menschen haben Michael Jürgs von ihren einschneidenden Schicksalstagen erzählt. Sehr private Erinnerungen sind darunter, die berühren. Die Geschichte eines längst entfremdeten Ehepaares etwa, das gleichsam am Vorabend des Todes eines der beiden seine Liebe neu entdeckt ("Der Klavierspieler"). Oder die Geschichte um die schönste Liebeserklärung, die Alida Gundlach in einem Zettelkasten aufbewahrt ("Aufgeben gilt nicht"). Zeitgeschichtlich interessant und deshalb erwähnenswert ist der "Bluff des Moralisten" Egon Bahr, der mit einer ziemlich riskanten Lüge seinen Verhandlungen mit dem sowjetischen Außenminister zum Durchbruch verhalf. Dagegen fallen die Geschichte von der letztmaligen Kohlbewunderung Norbert Blüms nach der Wahlniederlage 1998 oder die Stoiber-Frühstücksverderberei Peter Gauweilers zwar merklich ab, in der Summe aber ist Michael Jürgs mit einer schlichten Idee ein äußerst lesenswertes Buch gelungen! -- Andreas Vierecke