Obwohl sie vor allem in der Folkszene Kultstatus genießen und ein Großteil ihres Publikums eher auf Geigen als auf Gitarren abfährt, haben sich die fünf Männer der Oysterband immer als Rockmusiker bezeichnet und gefühlt. Und dem tragen sie auf ihrer 99er Scheibe Here I Stand mehr denn je Rechnung. Noch nie zuvor wurden bei der Muschelband Violine und Akkordeon so sehr in den Gesamtsound eingebunden und mit Gitarre, Baß und Drum auf eine Stufe gestellt. Dies gestaltet zwar das klangliche Bild der Oysterband homogener, nimmt der Truppe auch den besonderen Reiz weg. Einerseits gehen die Londoner bedachter und zurückhaltender vor "This Is The Voice", andererseits wirken sie erneut frecher und härter als auf Deep Dark Ocean, wie zum Beispiel der Opener "On The Edge" aufzeigt. Außerdem besticht das Album durch sehr viel Liebe zum Detail -- man höre die Effekte bei "Ways Of Holding On". Leider fehlt dem Album der übliche "Überhit", für den John Jones, Ian Telfer und Co. bislang immer gut waren. Dafür gibt es aber auch keine Totalausfälle zu vermelden. Sehr nett: Für ihre deutschen Fans hat die Band im CD-Booklet auch die deutschen Übersetzungen der Texte abgedruckt. --Wolf-Rüdiger Mühlmann