Exit Ghost
Preis 10.44 - 27.54 USD
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Exit Ghost markiert nach 30 Jahren und neun Büchern den Abgang von Philip Roths bekanntestem Alter Ego Nathan Zuckerman. Exit Ghost ist noch etwas anderes: eine berühmte Bühnenanweisung aus dem ersten Akt von Hamlet, die auf eine Szene folgt, in der der Geist des toten Königs schweigend umherirrt und keinerlei Fragen beantwortet. Ähnlich geht es dem Leser mit dem alten Zuckerman, dessen Hauptziel es zu sein scheint, jegliche Fragen zu seiner Bedeutung, zu seiner „Person“ und zu seinem Schöpfer Philip Roth im Keim zu ersticken. Nach elf Jahren der nahezu vollkommenen Einsamkeit in den Berkshires kehrt Zuckerman in seine Stadt New York zurück, getrieben von einem winzigen Hoffnungsschimmer. Nach einer Prostatakrebs-Operation ist er nicht nur impotent sondern auch inkontinent. Letzteres, so verspricht eine Koryphäe, kann mit einer neuen Behandlungsmethode behoben werden. Und so lässt sich Zuckerman, wider besseres Wissen, ein letztes Mal auf die Stadt und das Leben ein. Kaum angekommen, überschlagen sich die Ereignisse: er stolpert über die Anzeige eines Schriftstellerpaares, das seine New Yorker Wohnung für ein Jahr gegen ein Haus auf dem Land tauschen möchte. Spontan entschließt er sich, das Paar zu treffen -- und ist prompt fasziniert von der dreißigjährigen Jamie, die ihm als Fleischwerdung aller seiner nicht (mehr) erfüllbaren Wünsche erscheint. Ein Freund Jamies, Richard Kliman, möchte eine Biografie des verstorbenen und von Zuckerman sehr verehrten Schriftstellers Lonoff schreiben, da er glaubt, einem Skandal auf der Spur zu sein. Kliman erweist sich als ausgesprochen hartnäckig, indem er nicht nur Zuckerman selbst, sondern auch Amy Bellette, die frühere Geliebte Lonoffs zu Aussagen über Lonoffs Privatleben nötigen will. Angewidert von Klimans mangelndem Feingefühl und seiner Sensationsgier, aber auch seiner Jugend und Virilität, setzt Zuckerman alles daran, damit die Biografie nicht geschrieben wird. Roth bewegt sich in Exit Ghost auf mehreren Ebenen. Zuckermans Aufenthalt in New York bildet den Rahmen für dessen fiktive Dialoge mit der jungen Jamie, für seine Erinnerungen an Lonoff, für Reflexionen über das Alter und den Tod -- und nicht zuletzt für einen Nachruf auf Roths Freund George Plimpton, Herausgeber des Paris Review. Am wichtigsten, so scheint es, ist allerdings das Problem der Biografie und Zuckermans (Roths?) diesbezügliche Meinung: ein Autor sollte lieber in Vergessenheit geraten, als dass er aus den falschen Gründen gelesen wird. Vom Werk eines Autors auf seine Biografie zu schließen, sei geradezu obszön. Fast scheint es, als wolle Roth potenzielle Biografen abschrecken. Roth ist unbestritten einer der besten amerikanischen Autoren der Gegenwart -- seine schmerzhaften Beobachtungen über das Altern und den damit einher gehenden Verfall des Körpers sind eindrucksvoll bis schmerzhaft. Dennoch kann man sich als Leser des Eindrucks nicht erwehren, dass nicht nur Zuckerman sich anschickt, die Bühne zu verlassen. --Nathalie Schwering, Literaturanzeiger.de