TNT
Wie ihr Name vermuten läßt, führen Tortoise (=Schildkröte) einen dicken äußeren Schutzschild von Stilrichtungen mit sich, während die innere Substanz ihres Sounds sanft vor sich hin schlägt. Sie nannten ihr letztes Werk schamlos "TNT", als ob sie damit den Ausbruch aus ihrem früheren Schildkrötenpanzer ankündigen wollten. Aber man darf sich durch diese explosiven Assoziationen täuschen lassen, denn die drei Buchstaben des Titels bedeuten "Tough-N-Tender" (Hart und Zart). Das Album entfaltet durchgängig ein Niveau von technischer Professionalität und kreativer Vielfalt von fünf Jungs aus Chicago, die ganz einfach das tun was sie gerne tun. Tortoise vermeiden den experimentellen Minimalismus, der sich in früheren Werken zeigte und entwickeln einen zugänglicheren und heiteren Stil. Darüber hinaus prägen die Herkunft aus dem Jazz und die elektronische Überarbeitung den Sound bei den meisten Stücken. Da die thematischen Ausdrucksweisen mit bescheidener Klarheit klingen, wird kein Gesang benötigt und ist deshalb auch nicht zu finden. Einmal tauchen dunkle psychedelische Gitarrenklänge auf, dann wiederum rufen langsame tiefe Partien unerschrockene Phantasien von Isolation auf Inseln in einer Wüste hervor. --Lucas Hilbert