Kronos Box
Es scheint, als ob es erst gestern war, daß das Kronos-Quartett als musikalischer Alleingänger Karriere machte und einen begehrten und völlig offenen Vertrag mit Nonesuch Records abschloß. Jetzt bringt Nonesuch eine große Werkesammlung des Quartetts auf den Markt, in der sie die von der Gruppe aufgenommen Hauptwerke -- angefangen von den Stücken der jüngeren Komponisten bis hin zu denen der altbewährten Veteranen -- in einer 10-CD-Box zusammenstellen. Wie man wohl vermutet, ist die Sammlung von Kontrasten geprägt, von der ersten CD mit ihrer 11-teiligen, sich steigernden John-Adams-Reihe und der folgenden wesentlich feierlicheren Missa Syllabica von Arvo Pärt. Fast 20 dieser Stücke wurden ausdrücklich nur für Kronos komponiert, speziell abgestimmt auf ihre Mischung aus freimütigen Streichquartett-Passagen und ihrem Ansatz des intelligenten Wiederaufbaus selbst der einfachsten Gesten. Schlüsselrolle spielt hier vielleicht George Crumbs Black Angels, zum größten Teil, weil Crumb David Harrington vor 25 Jahren dazu inspirierte, Kronos zu gründen. Crumbs Musik schraubt sich in die Höhe und jagt durch die Luft, hohe Tonlagen und schnelle Tempi greifen immer wieder ineinander. Von dieser Sammlung verschwunden sind die kleinen Stückchen, die einige gute Kronos-CDs gefüllt haben. Dafür gibt es legendäre Werke in Hülle und Fülle: Morton Feldmans langes und unendlich geduldiges Piano und String Quartet (mit Aki Takahashi), Steve Reichs aufreibendes Different Trains und Henryk Góreckis String Quartets Nos. 1 und 2 . Ebenso sind in der Sammlung einige der erstaunlichen Eastern European-Werke von Night Prayers enthalten sowie das erstaunliche Quartet No. 4 von Sofia Gubaidulina. Und natürlich gibt es auch die ganz großen Stücke von Kronos: Philip Glass" und Terry Rileys Werke füllen jeweils eine ganze CD. Darüber hinaus werden Rileys Cadenza on the Night Plain und G Song in einer ganz frischen und neuen Aufnahme präsentiert. Der Zuhörer erhält viel Musik, voll wechselnder Klangfarben und Gestalt, die aber wie geschaffen dafür ist, einen breiten Überblick darüber zu gewinnen, was Kronos für die zeitgenössische Musik getan hat. --Andrew Bartlett