Als Simply Red 1984 an den Start gingen, da begeisterten sie die Hörer überall auf der Erdkugel auf Anhieb mit ihrem gefühlsintensiven Soulpop. Vor allem der englische Bandleader Michael James Hucknall, genannt Mick, überzeugte mit einer emotionsgeladenen Stimme, die sich geschickt an den Vorlagen schwarzer US-Amerikaner orientierte. Mit den Jahren verlor die weiße, europäische Aufbereitung amerikanischer Black Music dann allerdings ihren Charme. Die Ausdrucksstärke, die Simply Red in der Frühzeit ausgezeichnet hatte, ging im Verlaufe der Karriere immer mehr verloren. Vor allem die Studioplatten der Formation ließen den emotionalen Tiefgang der Anfangstage vermissen, sie litten zunehmend an einem überproduzierten und oberflächlichen Glamour-Sound. Auf der Bühne hingegen blieb die Gruppe dem Ideal einer beseelten Musik treu. Live ließen einem die Songs der Briten weiterhin das Herz aufgehen –- wovon man sich mittels Live In London eindrucksvoll überzeugen kann. "Rotkehlchen" Hucknall und seine 12-köpfige Begleitband laufen da noch einmal zur Bestform der Achtzigerjahre auf. Als sie im September 1998 in Londons legendärem Lyceum Theatre aufspielten, hatten sie Stücke aus allen Phasen ihrer Karriere im Programm. In insgesamt zwei Dutzend Songs wurde der Werdegang sozusagen im Zeitraffer nacherzählt. Mit "Money"s Too Tight (To Mention)" und "Holding Back The Years" waren die ersten großen Chartserfolge vom Platindebüt Picture Book vertreten. "The Right Thing" und "Infidelity" erinnerten an das Zweitwerk Men And Women. Die Goldsingle "If You Don"t Know Me By Now" zählte zu den Hits von A New Flame, Longplay Numero drei. Und mit Titeln wie "Stars" oder auch "Fairground" wurden schließlich die weniger erfolgreichen Neunzigerjahre abgedeckt. --Harald Kepler