Es ist wirklich wahr, bei The Trials And Tribulations Of Russell Jones handelt es sich um ein neues Album von Ol" Dirty Bastard. Wie ist das möglich, war ODB nach unzähligen Verfehlungen doch in die Mühlen der Justiz geraten und sitzt zum Zeitpunkt der Veröffentlichung seines dritten regulären Albums immer noch im Gefängnis? Obwohl er zu einer Drogenreha verdonnert wurde, verließ er das Programm und nahm wahllos und ohne Ziel Vocals auf. ODBs damaliges Label Electra ließ den einst so angesagten Kult-Rapper wie eine heiße Kartoffel fallen. Das junge Label D-3, das Platten von Trini Lopez, London Theatre Orchestra, Johnny Winter, Snoop Dogg oder Juvenile herausbrachte und einen etwas unrühmlichen Ruf als Resteverwerter genießt, sammelte die Wortschnipsel ein. Für komplette Songs reichten diese nicht aus, weshalb mit der Insane Clown Posse, E-40, C-Murder, Sunz Of Man, Royal Flush, Buddha Monk, Too Short oder Mack 10 eine ganze Armee an Gast-Rappern die Löcher füllen musste. Die geistige Spitze des Wu-Tang Clan, insbesondere Ol" Dirties kongenialer Partner und Produzent RZA beteiligten sich nicht. Das Ergebnis ist bescheiden. ODBs Raps klingen unkonzentriert und schwer rauszuhören, es fehlt an Inspiration, Irrsinn und Spaß -- auch die Musik passt so gar nicht in das bekannte Klangbild des Russell Jones. Hardcore-Fans brauchen The Trials And Tribulations Of Russell Jones natürlich trotzdem. Einerseits enthält es eine der wenigen Lebenszeichen dieser HipHop-Ausnahmeerscheinung, andererseits würde es ihm zeigen, dass seine Anhänger ihn noch nicht wie so viele andere fallengelassen haben. Liebe heißt auch Leiden! --Sven Niechziol