Still ME: a Life
Dieser Titel ist in englischer Sprache. Christopher Reeve hat schon öfter das fast Unmögliche geschafft. Mit 15 bekam er seine erste Rolle in einem Euripides-Stück, mit 22 spielte er zusammen mit Katharine Hepburn in einer Hauptrolle und war einer von zwei Studenten, die am Julliard für das Fortgeschrittenenprogramm angenommen wurden, wofür sich jährlich 2000 Schauspielstudenten bewerben. (Der andere Student wurde sein bester Freund, Robin Williams.) Reeve flog mit einem Segelflugzeug auf 9700 m Höhe über Pikes Peak in den Rocky Mountains, fiel an einem Fallschirmgurt 28 m in 1,20 m tiefes Wasser und kam ohne jegliche Verletzungen davon. Er überlebte eine Notoperation am Blinddarm, Malaria in Kenia und den Filmflop Changing Channels mit Burt Reynolds. Er steuerte alte Doppeldecker aus dem 1. Weltkrieg im Rückenflug. Bei seinem ersten Alleinflug über den Atlantik informierte ihn die Radarüberwachung, daß er rund 322 km westlich von Island keinen Sprit mehr haben würde. Der Fluglotse hatte den Bildschirm falsch abgelesen und Reeve landete unversehrt. Dann, 1995, scheute sein Pferd bei einem ein Meter hohen Hindernis, stoppte abrupt, Reeves Hände verhedderten sich im Zügel, er stürzte kopfüber von seinem Hengst und brach sich den ersten und zweiten Halswirbel. Erstklassige Sanitäter versorgten ihn 60 Sekunden vor Eintritt von Gehirnschäden mit Sauerstoff und ein Helikopter namens Pegasus brachte ihn ins Krankenhaus. Reeve war zu diesem Zeitpunkt schon eine bekannte Persönlichkeit. Seine Superman-Version war ein Klassiker, und seine Starrolle in The Bostonians lancierte die Merchant/Ivory Schule des Filmemachens. Aber erst nach seiner Lähmung wurde Reeve eine öffentliche Person ersten Ranges. Wie seine Memoiren Still Me detailliert darlegen, führte Reeve seit seiner Lähmung zum ersten Mal bei einem Film Regie, gründete die Christopher Reeve-Stiftung, um die Rückenmarks-Forschung finanziell zu unterstützen, betrieb Lobby-Arbeit im Kongreß, und reiste kreuz und quer durchs Land, um Vorträge zu halten. "Lindbergh schaffte es über den Atlantik [woraufhin er von Reeves Großmutter gefeiert wurde], Houdini gelang es, sich aus der Zwangsjacke zu befreien; warum also sollte ich es nicht schaffen, mit genug Geld und Unterstützung durch die Menschen, aus diesem Rollstuhl herauszukommen?", meint Reeve. Teils Hollywood-Erinnerung, teils wissenschaftliche Detektivgeschichte und teils Volksrede, erläutert Still Me die verlockende, dabei doch nicht ganz unrealistische Möglichkeit, daß Reeve (und eine viertel Million anderer gelähmter Menschen, plus 49 Millionen behinderter Amerikaner) irgendwann wieder mit beiden Beinen auf dem Boden stehen werden können. Bobby Kennedy versuchte einmal, Reeves Zuversicht zu stärken, indem er sagte: "Tue einfach so, bis Du es schaffst. Die Gebete werden Dir hohl vorkommen, aber eines Tages werden sie Wirklichkeit werden." Christopher Reeve hat mehr als nur ein Gebet, er hat ein Programm. Er tut nicht einfach so, und eines Tages schafft er es vielleicht sogar. --Tim Appelo