In Amerikas HipHop-Community ist Angie Martinez schon lange eine feste Größe. Über die Stationen Telefondienst, Botenfahrten und Partyhilfe bei einem Sender in Miami stieg sie auch mithilfe von Funkmaster Flex auf. KRS-1 ermutigte sie zu rappen, nachdem er Angie Martinez als Moderatorin und Performerin auf HipHop-Veranstaltungen sah. Als Radio-DJ des Senders HOT 97 kennt sie mittlerweile alle wichtigen Rap-Stars. Die bildschöne Frau mit puertoricanischer Abstammung nahm für ihr Debüt-Album Up Close And Personal einen Rollentausch vor: Anstatt die Plattenspieler rotieren zu lassen, steht sie am Mikrofon. Das aber nicht alleine, denn für ihre Songs suchte sich das Multitalent etliche Gast-MCs aus. Da liegt der Verdacht nahe, dass sie sich im Licht anderer sonnen will, aber Martinez holte sich nur Rapper ins Studio, zu denen eine persönliche Beziehung besteht. Es ist eine illustre Gesellschaft geworden: Busta Rhymes, Snoop Doggy Dogg, Wyclef Jean, Fat Joe, Cuban Link, Prodigy, Mary J. Blige, Kool G Rap, Jay-Z und Q-Tip steuern ihre Reime bei. Ein großes Album ist Up Close And Personal dennoch nicht geworden und zur Rap-Queen wird sie mangels guter Texte auch nicht aufsteigen, aber das Album dokumentiert eindeutig ihre Liebe zur Musik. Underground-Sounds sind nicht ihre Vorliebe, Angie Martinez hält sich an straighte Beats und R & B, an Melodie und Melancholie. Wunderbar ist dabei der Song "Coast 2 Coast" geworden, auf dem sie mit Wyclef Jean Latin-Klänge anstimmt. Auch "Gutter 2 The Fancy Ish" ist dank Busta Rhymes eine korrekte Nummer geworden und das Duett mit Mary J. Blige auf "Breathe" ist reizvoll. Dem eigenen Anspruch aber, HipHop eine neue Perspektive zu geben, wird dieses Album nicht gerecht. --Sven Niechziol