Jacksonville City Nights [Vinyl LP]

Preis 20.99 - 33.68 USD

EAN/UPC/ISBN Code 602498820575



Leidet Ryan Adams an akuter Veröffentlichungswut? Scheint fast so. Schließlich legt der 1974 in Jacksonville, North Carolina, geborene Singer-Songwriter und Alternative-Country-Musiker seit seinem 2000 erschienenen Debüt Heartbreaker jetzt schon sein neuntes Album vor: Jacksonville City Nights , eingespielt zusammen mit den Cardinals. Noch erstaunlicher als der kreative Output des Ex-Punkers ist die Qualität seiner Neuveröffentlichungen. Statt halbgare Schnellschüsse, wie man meinen könnte, serviert der sensible Musiker regelmäßig wohl temperierte, liebevoll eingespielte und mit viel Bedacht und Hirn geschaffene Musikperlen. Jacksonville City Nights bildet da keine Ausnahme. Die 15 Songs der CD überzeugen durch prächtige, sensible, so gut wie ausschließlich mit akustischen Instrumenten eingespielte Folk- , Country- und Alternative-Country-Klänge. Sie zeichnen das Bild eines sentimentalen, neurotisch melancholischen Menschen. Ein Mann, der ständig im Aufbruch, immer auf der Flucht ist – vor der Liebe, vor dem Leben, vor sich selbst. Da ist es schon fast logisch, dass das Album mit einem Abschiedslied los geht: „A Kiss Before I Go“. Im zweiten Titel, ein mit allen Zutaten der traditionellen Bluegrass-Küche eingspieltes Rührstück, hat er schon alles hinter sich: „The End“. Und auch wenn er sich, wie beim dritten Track „Hard Way To Fall“, musikalisch eine fröhlichere Auszeit im Dur-Bereich erlaubt und an Neil Young oder The Band erinnert, bleibt er inhaltlich konsequent auf emotionaler Standspur. Ein bedauernswerter Kerl? Wohl kaum. Ryan Adams scheint den Trübsinn genießerisch auszukosten wie Oliver Kahn einen gehaltenen Elfmeter. Überdies glaubt man zwischen den Notenzeilen immer wieder parodistische Züge ausmachen zu können. Womöglich bläst er nur zum Spaß Trübsal? Vielleicht weiß es Norah Jones, die ihm bei „Dear John“ die Ehre des Duetts gibt. Gleichermaßen Glanzlicht und Schlußpunkt der CD bildet Willie Nelsons gut abgehangener Schmachtfetzen „Always On My Mind“. In der Interpretation von Adams & Co. wirkt der Song, als ob für ihn extra geschrieben worden sei. Taschentücher sollten beim Hören jedenfalls in Griffweite sein. Schnief, ist das schön-traurig ... -- Gunther Matejka