United States Live

EAN/UPC/ISBN Code 75992519229



Für die meisten Künstler, ganz gleich ob Solointerpreten oder Bands, stellt eine Live-Kollektion den krönenden Abschluß einer langen Studio- und Konzertkarriere dar. Nicht so für Laurie Anderson, deren Album United States Live bereits 1984 erschien, nachdem sie sich in intellektuellen Kreisen und mit einigen Platten, die bei Warner Bros. und kleineren Labels erschienen, einen Namen gemacht hatte. Es ist ein ungewöhnliches Album, wenngleich nicht so ganz ungewöhnlich für eine Künstlerin, der es stets darum ging, althergebrachte musikalische Traditionen zu durchbrechen, insbesondere die Zweiteilung zwischen Pop und Klassik, Sprechgesang und Lied, Live-Darbietung und Studioproduktion. Die umfangreiche Sammlung umfaßt Dutzende sorgfältig ausgewählter Experimente, sowohl was Form, als auch Technik betrifft, von denen sich die meisten in eine oder zwei dieser drei Kategorien zusammenfassen lassen: Paradestücke für Instrumente aus ihrem hochtechnisierten Fundus (wie beispielsweise ihre berühmte elektrische Violine), witzige Sprechgesänge (aus einer Zeit, als das gesprochene Wort noch vornehm "Performance" hieß, lange vor dem Aufkommen des Rap), und "richtige" Bandauftritte, zusammen mit Peter Gordon, David Van Tieghem und anderen. Bekannte Stücke sind "O Superman" und "Big Science", die bei den Titeln der End-70er und frühen 80er-Jahre auftauchen. "Just a slow accumulation of details", nur eine Ansammlung von Kleinigkeiten also, verkündet ihre elektronisch verstärkte Stimme direkt vor dem Intro zu "Blue Lagoon" (dessen Studioversion später auf Mister Heartbreak erscheinen sollte). Dies kann auch als ein treffendes Sinnbild für die gesamte Kollektion verstanden werden, an der man nicht vorbeikommt, wenn man die Kunstmusik der 80er im allgemeinen und die New Yorker Szene im besonderen verstehen will. --Marc Weidenbaum