Kai Meyers Mythenwelt 03. Der zeitlose Winter
"Nennt mich Fischmehl." Mit diesem lakonischen Satz, der nicht zufällig an den Anfang des berühmtesten Seefahrer-Romans aller Zeiten erinnert, beginnt der dritte Teil von Kai Meyers Mythenwelt -- eine Serie, die an Ideenreichtum und schierer, ungebremster Erzählfreude in der modernen Fantastik einzigartig ist. Im Zentrum der Handlung dieses Bandes steht Fischmehl, ein sympathischer Schiffsjunge, der von seinem launischen Kapitän ein Paket zur Aufbewahrung erhält. Von Neugier überwältigt, öffnet er es, und erlebt ein blaues Wunder: Zum Vorschein kommt ein menschlicher Kopf -- der mit ihm spricht! Unterdessen scheint der Untergang der Welt nicht mehr aufzuhalten: Eine undurchdringliche Eisdecke hat sich über die Weltmeere gelegt, die Stromversorgung funktioniert nur noch sporadisch, und Menschen, Tiere, Fahrzeuge und Maschinen verwandeln sich in Ungeheuer, die an Gestalten aus nordischen Mythen erinnern. Nur mit knapper Not gelingt Fischmehl die Flucht von seinem Schiff, das mitten im Ozean festgefroren ist. An Bord eines schrottreifen Flugzeuges umkreist er die halbe Erde, besucht einen untoten König in seinem unterirdischen Reich, lernt gleich mehrere Erlkönige kennen und erfährt Grundlegendes über das Raum-Zeit-Gefüge, aus dem unsere Welt besteht. Hatte man sich nach der Lektüre von Die ewige Bibliothek und Der unsichtbare Mond noch gefragt, wie das alles zusammengehen mochte, wartet James Owen in Der zeitlose Winter nicht nur mit einer Reihe neuer Überraschungen auf, sondern schlägt auch einige Schneisen in das Dickicht seines Romandschungels. Fischmehl -- kurz Fisch genannt -- ist eine ausnehmend liebenswerte Figur, die oft ebenso über die fantastischen Ereignisse staunt wie der Leser, sich im entscheidenden Augenblick aber doch zu helfen weiß. Hoffen wir, dass es bald weitergeht mit dieser Serie, denn noch steht das Schicksal der Mythenwelt in den Sternen. --Helge Basler