Die guten Jahre der Maria Callas bis an die Grenze der ersten stimmlichen Schäden dokumentiert diese Edition auf drei CDs und einer DVD. Bei den CDs handelt es sich um Arien-Recitals, die die Callas im Rahmen ihres Vertrages mit "His Master"s Voice" unter der Ägide des Produzenten Walter Legge im Studio aufnahm: Lyric & Coloratura Arias (1954), Verdi Arias I (1958) und Callas à Paris (1961). Viele der schönsten Momente aus Maria Callas" tönendem Nachlass sind auf diesen CDs enthalten, nur wenige können hier kurz benannt werden: Faszinierend etwa, wie sie der bekannten Rossini-Bravurarie "Una Voce Poco Fa" eine existenzielle Dimension zu verleihen vermag, die dieses Stück wohl kaum je in einer anderen Interpretation gehabt hat. Als unmittelbar fesselnd, aber gleichzeitig nicht frei von hörbaren Anstrengungen erlebt der Hörer ihre rückhaltlos ausdrucksstarke Verkörperung der Lady Macbeth. Überraschend hingegen ist die vokale Frische von Maria Callas bei ihrem französischen Recital von 1961 mit Arien von Gluck bis Gustave Charpentier, das u.a. eine hervorragende "Habanera" (Carmen) und einen zauberhaftes "Je Veux Vivre" (Roméo et Juliette) enthält: Etwa zweieinviertel Jahre davor, bei ihrem legendären Paris-Debüt im Dezember 1958, war sie deutlich schlechter bei Stimme. Diese Gala der Ehrenlegion, die in Bild und Ton auf der DVD in dieser Box enthalten ist, war damals zwar ein spektakuläres, vielfach bejubeltes Event, zeigt die Künstlerin aber keinesfalls auf der Höhe ihrer Kunst. Immerhin ist sie hier nicht nur zu hören, sondern auch ausgiebig zu sehen, eine Dimension, die zweifellos zum "Gesamtkunstwerk Maria Callas" dazu gehört. --Michael Wersin