Miss Marple Collection (Mord im Pfarrhaus + Ruhe unsanft)
Mord im Pfarrhaus Miss Marple besucht das Pfarrhaus in ihrem Örtchen St. Mary Mead und isst mit dem Vikar, seiner Frau, einem Maler und einem Diakon zu Abend. Aus Spaß beraten sie, wie man den unbeliebten Colonel Protheroe umbringen könne, doch aus Spaß wird Ernst, als der Mann am nächsten Tag tatsächlich tot aufgefunden wird. Inspektor Slack übernimmt den Fall und glaubt an eine schnelle Lösung, doch die Sache ist weit komplizierter als erwartet, denn der Kreis der Verdächtigen wird größer und größer. Miss Marple schaltet sich ein, doch Slack ist alles andere als begeistert von die alte Dame. Ruhe unsanft Das junge Paar Gwenda und Giles fährt durch England, um sich ein Haus zu suchen. Schnell findet Gwenda eines, das ihr merkwürdig vertraut erscheint, und sie überredet Giles, es zu kaufen. Als die zwei einziehen, verstärkt sich das Gefühl immer mehr, dass sie das Haus kennt. Doch woher? Sie stellt Nachforschungen an und findet heraus, dass sie tatsächlich als sehr kleines Kind eine kurze Zeit dort gewohnt hat – und dass in dieser Zeit offenbar ein Mord geschehen ist. Sie ist besessen davon, herauszufinden, wer den Mord begangen hat, und vor allem fragt sie sich, wo die Leiche geblieben ist. Sie bittet Miss Marple um Hilfe und schnell sind mehrere Verdächtige ausgemacht. Als ein weiterer Mord geschieht, spitzt sich die Lage zu. Sie ist die wohl bekannteste und berühmteste Amateur-Detektivin der Literaturgeschichte: Miss Jane Marple aus der Feder der brillanten britischen Krimi-Schriftstellerin Agatha Christie (1880-1976). Gerade die Erfindung der Miss Marple und des genialen belgischen Ermittlers Hercule Poirot brachten Christie bereits zu Lebzeiten allergrößten Ruhm. So erhob sie Queen Elisabeth II. 1971 für ihr Lebenswerk als Dame in den persönlichen Adelsstand. Insbesondere die Figur der Miss Marple - einer älteren, kultivierten, unverheirateten und ein wenig zerbrechlich wirkenden Dame aus dem fiktiven englischen Örtchen St. Mary Mead - erfreut sich bei Krimi-Fans aus aller Welt größter Beliebtheit. In dem keineswegs so verschlafenen kleinen Nest klärt die überaus rüstige und gedankenschnelle Lady sämtliche Morde in der ihr sehr eigenen Ermittlungsart und mit Hilfe ihrer logischen Schlussfolgerungen auf, die die lokale Polizei immer wieder in Erstaunen versetzt. Besonders bekannt - gerade auch im deutschen Sprachraum - wurde die Hobby-Detektivin aus Passion in den 1960er Jahren durch die Darstellung von Margaret Rutherford, die diese in vier Filmen spielte. Rutherford gab der Miss Marple die Züge einer liebenswert-schrullien alten Jungfer, die mit Hilfe ihres scharfen Verstandes und der Hilfe ihres Freundes und Bibliothekars, Mr. Stringer (Stringer Davis), ihre Fälle löste. Die beiden Verfilmungen, die auf dieser Disc zu finden sind, entwerfen ein abweichendes, stimmigeres Bild der Hauptfigur als die prominente Vorgängerin aus den 60ern. Absolut werkgetreu und mit viel Liebe zum Detail (so fehlt hier z.B. der in den Büchern nicht vorkommende Mr. Stringer) steht weniger der komödiantische Aspekt als vielmehr der bis in kleinste Nuancen dem Originalwerk angepasste Charakter der Jane Marple im Vordergrund. In der für den britischen Fernsehsender BBC zwischen 1984 und 1992 konzipierten Reihe wird die furchtlose Ermittlerin von der englischen Schauspielerin Joan Hickson (1906-1998) verkörpert, die schon zu Lebzeiten Agatha Christies als deren Favoritin für diese Rolle auserkoren wurde, nachdem Christie Joan Hickson in einem Theaterstück gesehen hatte. Joan Hickson gelingt wahrlich eine meisterhafte Leistung in dieser Rolle. Sie wirkt wie direkt aus den Romanen entstiegen. Weniger burschikos als beispielsweise Margaret Rutherford klärt sie alle 12 Fälle in bravouröser Manier auf. Von unterschiedlichen Regisseuren in Szene gesetzt, sind die jeweils 95 bis 145 Minuten langen Filme in der Nachkriegszeit angesiedelt. Das passt hervorragend zu der Entstehungszeit der Romane (der erste erschien 1930, der letzte 1971), sodass Miss Marples stilvolle, viktorianische Art überzeugend wirkt und keinesfalls nach heutigen Maßstäben deplatziert. Ganz im Gegenteil: Ist es doch gerade die rührige Art Miss Marples, der dieser Reihe ihren besonderen Charme verleiht. So gibt es auch immer wieder einmal Hinweise auf Lebensmittelkarten und Rationierungen, wodurch es den Machern der Serie gelingt, nicht nur eine bloße Krimihandlung zu erzählen, sondern auch ein nachvollziehbares Sittenportrait einer sich wandelnden Welt zu entwerfen. Ein wesentlicher Aspekt dieser BBC-Verfilmungen liegt auch darin, dass nahezu ausschließlich vor Ort gedreht wurde, was zu großer Authentizität beiträgt. Auf Szenenbauten im Studio hat man soweit wie möglich verzichtet. Stattdessen hat man historischen Gebäuden und Museen den Vorzug gegeben und mit einer schier unglaublichen Fülle von epochegetreuen Möbelstücken, Gemälden und anderen Einrichtungsgegenständen ausgestattet. Fantastische Kostüme, ein Riesenaufgebot an Autos der damaligen Zeit und gut ausgesuchte Schauspieler, die genau so aussehen und agieren, wie man es sich beim Lesen der Romane vorgestellt hat, tun ein Übriges für diese mehr als gelungenen Adaptionen der Agatha Christie-Reihe.