The Golden Voice
1934 in Bradford (Pennsylvania) geboren, wurde Marilyn Horne schon in frühester Kindheit von ihren musikalischen Eltern gefördert. Bereits mit fünf Jahren wurde sie zum ersten Gesangsunterricht geschickt. Musikalität und Technik wurden gleichermaßen trainiert. Ihre große Karriere stand also schon von Anfang an auf einem sicheren Fundament. Nun beschert uns Decca eine Doppel-CD mit Leckerbissen dieser Primadonna, die eigentlich keine ist: Als Sopran angefangen, fühlte sie sich schnell im Mezzo-Fach heimischer und nahm diesen "Abstieg" (der natürlich keiner ist!) zur Seconda-Donna gelassen hin. "L"amour est un oiseau rebelle", die weltbekannte Habanera der Carmen, darf auf keinem dieser Querschnitte fehlen. Technisch perfekt und trotz kerniger Stimme mit großer Leichtigkeit vorgetragen, wird dieser Einstieg bereits zu einem ersten Genuss. Ein Ohrenschmaus jagt nun den nächsten. Alle aufzuzählen würde zu weit führen, hier einige herausgepickt: Isabellas "Cruda sorte!" aus Rossinis L"italiana in Algeri mit Schmelz und Virtuosität, Bertaridos "Dove sei, amato bene?" aus Händels Rodelinde mit herzzerreißender Melancholie. Dramatisch dagegen "Ô prêtres de Baal" aus Meyerbeers Le Prophète. Bellinis "Adalgisa" ist eine der Paraderollen für Marilyn Horne. Norma, die Titelpartie, singt keine Geringere als Joan Sutherland. Hier "duellieren" sich zwei grundverschiedene Stimmen, die aber musikalisch so perfekt aufeinander eingehen können, dass u.a. das Duett "Mira, o Norma" zu einem innigen Höhepunkt wird. Richtig überschwänglich wird es dann zwischen Horne und Pavarotti in Ausschnitten aus Il trovatore von Verdi. Unter anderem Schubert, Schumann und Bernstein folgen: Ein unheimlich breit gefächertes Repertoire, das uns Marilyn Horne genießen lässt. Persönlichkeiten wie Bernstein, Solti und Lewis dirigieren die große Mezzosopranistin auf dieser Doppelbox, die eine Zeitspanne von 1964-1985 umfasst.Wer in einer wunderschönen, technisch absolut sauberen, musikalisch tief gehenden und aufwühlenden Stimme schwelgen will, ist hier genau richtig. --Rudolf Kamm