500 Weine unter 10 Euro 2006 (gebundene Ausgabe) / Bernd Kreis, Till David Ehrlich
Die Aldidente-Kochbücher haben seinerzeit einen Trend begründet, der in diesen Tagen mit den allgegenwärtigen "Geiz ist geil"-Werbekampagnen eine beachtliche Renaissance erlebt: Mut zum Billigen. Langsam setzt es sich in den Köpfen der Menschen fest: Es ist kein Makel, nicht die teuerste Hi-Fi-Anlage im Wohnzimmer, nicht den teuersten Designer-Anzug im Schrank und nicht die teuersten Trüffel aus dem Feinkostladen auf dem Tisch stehen zu haben. Im Gegenteil: Die viel beschriebene Schnäppchenkultur setzt sich durch; wer sich heute einen sündhaft teuren Fernseher kauft, den er woanders bei gleicher Qualität (nur vielleicht unter einem nicht ganz so bekannten Markennamen) zum halben Preis hätte bekommen können, der wird nicht beneidet, sondern belächelt; der ist nicht cool, sondern dumm. Nur Ramsch darf es natürlich trotzdem nicht sein, den man sich da im Sparwahn andrehen lässt, und da ist guter Rat oft teuer. Nicht bei den Weinen: Denn für einen absolut angemessenen Preis bietet der renommierte Sommelier Bernd Kreis auch in diesem Jahr seinen aktualisierten Führer durch die Welt der preiswerten und zugleich qualitativ hochwertigen Weine. Die Devise lautet dabei nach wie vor: Nicht die Tatsache, dass ein Wein preiswert ist, qualifiziert ihn für die Aufnahme in dieses Buch, sondern die Tatsache, dass er trotz einwandfreier Qualität nur unter 10 EUR kostet. Sprich: Mit den hier vorgestellten 500 Weinen kann man kaum etwas falsch machen. Das Buch ist dabei sehr durchdacht und benutzerfreundlich aufgebaut: Den Hauptteil bilden natürlich die Porträts der 500 Weine, sortiert nach Herkunftsland und -region. Jeder Wein wird vorgestellt mit einer Abbildung seines Etiketts, mit einem kurzen, den Wein beurteilenden Text (prägnant und aussagekräftig, nicht die oft so lähmend bemühte "Weinpoesie"), mit einer groben Qualitätseinstufung (null bis drei Weinglas-Symbole), mit einer Empfehlung, zu welchem Gericht dieser Wein besonders gut passt, natürlich mit dem Preis und mit einem Verweis auf die Bezugsquelle in Deutschland oder Österreich. Hat man also einen Wein für sich entdeckt, schlägt man im Verzeichnis der Bezugsquellen nach, das die Händler mit allen nötigen Angaben (wo vorhanden, auch mit Internetadresse) aufführt. Oft genug und ganz bewusst sind es Versandhändler, von denen man sich den Wein nach Hause schicken lassen kann. Enorm praktisch ist auch, dass die Speiseempfehlungen noch einmal in einem eigenen Register erschlossen sind; so kann man sich zu dem Gericht, das man auf den Tisch bringen möchte, genau den passenden Wein einfach heraussuchen. Weitere kurze Register (wie noch einmal eine knappe Liste der "besten Weine", die das Blättern erspart, ein Verzeichnis der Händler nach Orten bzw. Postleitzahlen) sowie ein Glossar ergänzen den praktischen Weinführer. Alles in allem ein ausgesprochen gut zu benutzendes, inhaltlich zweifellos vertrauenswürdiges Büchlein, das auch denjenigen, die Geiz nicht unbedingt geil finden, hervorragende Dienste bei der Suche nach einem Wein mit überdurchschnittlichem Preis-Leistungs-Verhältnis leistet. --Christoph Nettersheim