Schostakowitsch: Klaviertranskriptionen nach Schauspielmusiken

Preis 14.87 - 23.79 USD

EAN/UPC/ISBN Code 9511599072


Hersteller YOLO Candy LLC

Land USA

Dimitri Schostakowitsch, 1906 in Sankt Petersburg geboren, wuchs in einer Epoche geistiger Experimentierfreude auf. Er erlebte die Entfaltung der expressionistischen und kubistischen Malerei, des biomechanischen Theaters und der experimentellen Literatur und lernte das Musikvokabular der westlichen Moderne kennen. Schon das erste Werk, die Sinfonie Nr. 1, mit dem der 18-Jährige an die Öffentlichkeit trat, erregte großes Aufsehen. In dieser großartigen Atmosphäre der Erneuerung komponierte er viele Werke. Seine Oper Lady Macbeth von Mzensk allerdings machte dem jäh ein Ende. Höchste Parteikreise rügten 1936 das Werk, Schostakowitsch wurde öffentlich diffamiert. Er nahm sich diese Maßregelungen sehr zu Herzen, denn er ahnte: Hinter der fröhlichen Fassade propagierter Lebensfreude und -lust spielte sich eine grauenvolle, blutgetränkte Wirklichkeit ab. Schauprozesse, mit denen sich Stalin missliebiger Regimekritiker und ehemaliger Mitkämpfer entledigte, waren an der Tagesordnung. Hochangesehene Künstler verschwanden lautlos von einem Tag auf den anderen. Der Pianist Rustem Hayroudinoff führt nun Schostakowitschs Theatermusik aus den 30er- und 40er-Jahren vor, die der eingeschüchterte Komponist größtenteils im Stile der "neuen Unterhaltsamkeit" komponierte. Die Musik ist charakterisiert durch pluralistische Ausdrucksmittel und eine brillante Orchestrierung, die das Klavierarrangement allerdings nur erahnen lässt. Schmissige Scherzi, Polkas und Walzer klingen auf und auch vor Elementen der Unterhaltungsmusik wie Märschen und Gassenhauern scheut der Komponist nicht zurück. Bei stark emotionalen Szenen zieht er lange melancholische Streicherkantilenen schweren Orchestereffekten vor. Einige dieser Musiken frönen seiner großen Leidenschaft für den Fußball: Die "Fußball"-Musiknummer etwa aus dem patriotischen Bühnenspektakel "Der russische Strom" von 1944 oder die "Falschton-Polka" aus dem "Fußball-Ballett", "Das goldene Zeitalter". Es schildert den Besuch einer sowjetischen Fußballmannschaft in einem kapitalistischen Land. "Parodie, klassenbewusster Witz, giftige Satire und einfältigste Propaganda für den neuen positiven Sowjethelden" -- urteilte Fred Prieberg über die Musik. Größere Einlagen gibt es aus der Bühnenmusik zu Shakespeares "Hamlet" (1932) und zu "Der menschlichen Komödie" (nach Balzac) von 1934 zu hören. Ferner hört man Musik aus der Varietee-Revue "Der bedingt Ermordete" und der bissigen Satire "Die Wanze" und die beiden Märsche "Sei gegrüßt, Spanien!", die im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg von 1936 stehen. Eigentlich wünschte sich Schostakowitsch, dieser so gehemmt und linkisch wirkende Intellektuelle, nichts sehnlicher, als dass "das Publikum während der Aufführung meiner Werke lächelt oder direkt lacht". Teilweise geht auf dieser Aufnahme sein Wunsch in Erfüllung. --Teresa Pieschacón Raphael