Der Ring der Nibelungen (Taschenbuch) / Wolfgang Hohlbein, Torsten Dewi
Preis 8.32 - 15.27 USD
“Uns ist in alten maeren wunders vil geseit ...” –- In alten Erzählungen wurde uns viel Wunderbares berichtet, zum Beispiel die seltsamen Ereignisse des Nibelungenlieds, die sich in neuen Büchern immer wieder gut verwerten lassen. Das zumindest meinen Wolfgang Hohlbein und Torsten Dewi, die in ihrem Roman Der Ring der Nibelungen allerdings eher Hollywood- und Fantasy-Klischees abspulen als die Atmosphäre des Originals zu evozieren -- einer Mischung aus altgermanischem Heldenlied und höfischem Roman. Die Handlung setzt bei Siegfrieds Zeugung ein. Darauf folgen Geburt und Kindheit in einer Schmiede und eine kurze Begegnung mit der isländischen Prinzessin Brunhild, die sich in Siegfried verliebt. Später zieht er nach Worms, verliebt sich in die Prinzessin Kriemhild, erschlägt den Drachen, erobert Tarnhelm, Ring und Ansehen. Darauf folgen die Episoden um König Gunthers Brautwerbung, politische Intrigen und Eifersüchteleien, die alsbald zur Ermordung des Helden führen. Kriemhilds Rache schließt die Sache wie zu erwarten ab. Hohlbein und Dewi benutzen die Figuren und Handlungsraster des Nibelungenlieds, um einen angenehmen und gut lesbaren Abenteuerroman zu verfassen, der dem wirkungsmächtigen Stoff allerdings nur bedingt gerecht wird. Ihre Protagonisten handeln aus der ganzen Palette an Leidenschaften heraus, die in herkömmlicher Unterhaltungsliteratur nicht fehlen darf. Der Streit zwischen Brunhild und Kriemhild beispielsweise resultiert nicht -– wie im Original -- aus verletztem Standesbewusstsein, sondern stellt ein klassisches Eifersuchtsdrama dar, wie es in vielen Schmökern zu finden ist. Vor allem aber die Episode, in der Kriemhilds Rache geschildert wird, enttäuscht, wenn man sie mit der Wucht und Virtuosität des Originals vergleicht. Wer eine spannende Lektüre für Wartezimmer und S-Bahnfahrten sucht, der wird von Hohlbein und Dewi vorzüglich bedient. Wer sich aber etwas ausführlicher für das Nibelungenlied interessiert, wird kaum auf seine Kosten kommen. --Simon Weinert