Die Sir John Barbirolli gewidmete Ausgabe innerhalb der Reihe großer Dirigenten konzentriert sich auf relativ seltene Stücke in seiner Diskografie. Die Enigma-Variationen von Edward Elgar sind zum Beispiel seine erste Stereo-Version und nicht die neuere, die zu größerem Ruhm gelangte. Bei der neueren Version erleben wir zwar ein besseres Orchester, aber für diese 1956 von Pye veröffentlichte Fassung sprechen auch eine Reihe von Argumenten, nicht zuletzt das besondere Gefühl von Warmherzigkeit bei den von den Streichern geprägten langsameren Variationen wie Nimrod. Wir erleben auch eine lange Zeit verschollene Version von Ravels Suite "Ma mère l’oye (Mother Goose)", bei denen die Bläser des Halle-Orchesters allerdings ein wenig überziehen. Es folgen ein monumentales Vorspiel zum ersten Akt der Meistersinger und ein herrliches Liebesduett aus einer von Barbirollis seltenen vollständigen Opernaufnahmen, aus Puccinis Madama Butterfly mit Scotto und Bergonzi in glänzender stimmlicher Verfassung. Die wirkliche Rarität ist hier jedoch Gustav Mahlers Zweite Sinfonie, ein Werk, das Barbirolli in seinen späteren Jahren häufiger aufführte, aber nie aufzeichnete. EMI bietet einen beeindruckenden, klaren Stereo-Sound dieser Live-Aufführung in Stuttgart, die kurz vor seinem Tod entstand. Barbirollis Interpretation ist voll von leidenschaftlichem Eifer, aber die Ausführung wirkt oft ein wenig schludrig. Dennoch, Bewunderer von Barbirollis Mahler-Interpretation werden sich diese einzige Aufnahme der Zweiten Sinfonie wünschen. --Dan Davis