Lieder Vol. 1-8

EAN/UPC/ISBN Code 90266326426


Hersteller Bmg Classics

Land USA

In den Jahren 1993 bis 1998 widmeten sich Andreas Schmidt und Rudolf Jansen der gewaltigen Aufgabe einer Gesamteinspielung aller Klavierlieder von Richard Strauss, die für eine Männerstimme geeignet sind. Zu den insgesamt sieben CDs kam schließlich eine achte hinzu, auf der Juliane Banse die Edition mit den übrigen Gesängen, darunter die faszinierenden Ophelia-Lieder aus op. 67, ergänzt. Zunächst war geplant, die CDs jeweils nach Fertigstellung auch einzeln erscheinen zu lassen. Das ist der Grund dafür, dass die Kompositionen nicht chronologisch angeordnet, sondern so verteilt sind, das jede CD Bekanntes und Unbekanntes sowie frühe und späte Lieder enthält. Erschwert dieser Umstand einerseits die Orientierung des Hörers, ist es andererseits jedoch auch reizvoll, beim weniger gezielten Hören der einzelnen CDs immer das ganze Spektrum der Strauss"schen Kompositionskunst und ihrer Entwicklung gegenwärtig zu haben. Und da gibt es manches zu entdecken: Wenig bekannt sind die zwischen 1870 und 1877 entstandenen "Jugendlieder", die durch die erstaunliche handwerkliche Fertigkeit des 1864 geborenen Strauss im Kindesalter überraschen. Faszinierend sind beispielsweise die 1928 entstandenen "Gesänge des Orients op. 77" auf Texte von Hans Bethge, der Poesie aus dem Persischen und Chinesischen nachdichtete. Auch Gustav Mahler verwendete für sein "Lied von der Erde" Bethge-Gedichte, aber wie anders ist das Endergebnis! Bei Strauss geht niemals die Freude an der scheinbar mühelosen schöpferischen Leichtigkeit und der handwerklichen Virtuosität verloren. Dieser Aspekt macht viele seiner Lieder so schwer: Großer Stimmumfang, strahlende Spitzentöne und brillantes Klavierspiel zählen zu den unverzichtbaren Bedingungen einer überzeugenden Interpretation dieser Werke, aber auf Grund ihrer Komplexität darf auch ein hohes Maß an musikalischer Intelligenz und literarischem Einfühlungsvermögen nicht fehlen. Andreas Schmidt vermag es, diese Fertigkeiten zu einer glücklichen und fruchtbaren Verbindung zu führen: In ihren besten Momenten erreicht seine Darbietung eine Vereinigung jener puren Freude an strahlender Tonproduktion, wie sie Hermann Preys Strauss-Interpretationen zu eigen war, mit jener differenzierten sprachlichen Ausgestaltung, die Schmidt mit seinem Lehrer Dietrich Fischer-Dieskau gemeinsam hat. Schmidt zielt dabei viel weniger auf die Hervorhebung einzelner Worte ab als Fischer-Dieskau, aber die Opulenz seines Stimmmaterials und seine Befähigung zu dichtem, warmem Legatogesang erlaubt es ihm dennoch, ein so schwierig zu gestaltendes Lied wie "Im Spätboot" viel langsamer zu singen als sein Lehrer, ohne dabei die Spannung zu verlieren. Weder die durchgehend sehr ruhigen Tempi Schmidts noch das naturgemäße Fehlen tenoraler Spitzentöne, die etwa die Strauss-Aufnahmen von Wunderlich oder Gedda so reizvoll machen, können die Freude an diesen CDs trüben. Schmidts Stimme ist in jedem Augenblick vollkommen unter der Kontrolle einer traumwandlerisch sicheren Technik: Auch nach hohen Passage öffnet die Tiefe in ihrer ganzen kernigen Strahlkraft stets mühelos. Auf dieser Basis gelingen dem Bariton viele der bekannten Lieder in geradezu mustergültige Weise, und die unbekannteren Werke kann er dem Hörer durch engagierte und souveräne Präsentation überzeugend vermitteln. --Michael Wersin