Opera / Operetta: The Ultraphon Recordings (1929-1932)

EAN/UPC/ISBN Code 7619934923625


Hersteller Sonimex AG

Land Switzerland

Die kurze Lebensgeschichte des begnadeten jüdischen Tenors Joseph Schmidt gehört zu den allertraurigsten Künstlerbiografien unseres Jahrhunderts: 1904 wurde er in der Bukowina geboren, 1925 ging er zum Studium bei Prof. Hermann Weissenborn nach Berlin. Seine hauptsächliche Wirksamkeit entfaltete Schmidt in Konzerten und vor allem durch Rundfunkübertragungen zwischen 1929 und 1933. Aus diesen Jahren stammen auch die 19 Einzelaufnahmen dieser CD, die er für die Firma Ultraphon machte. Er war einer der beliebtesten Rundfunk-Stars aller Zeiten und erfreute sich eines Bekanntheitsgrades, den heute wohl nur noch Pop- oder Schlagersänger erreichen können. Als 1933 allerdings sein berühmter Film "Ein Lied geht um die Welt" in den Kinos Premiere feierte, war ihm der Zutritt zum Berliner Funkhaus bereits verboten. Mit zunehmender Unruhe begann der freundliche, gutgläubige Mann nun durch Europa zu reisen, gejagt von dem sich ständig ausbreitenden Einfluss des Dritten Reiches. Auch in Amerika und Israel gab er Konzerte, konnte sich aber nicht entschließen, dort zu bleiben. Völlig entkräftet fand er schließlich in einem Schweizer Internierungslager kargen Unterschlupf und verstarb 1942 an Herzversagen, wohl auf Grund einer nicht auskurierten Lungenentzündung. Wenn man Schmidts Biografie kennt, kann man wohl keine seiner Aufnahmen ohne tiefe Betroffenheit hören, denn die Inbrunst und Begeisterung seines Gesangs steht so sehr im Widerspruch zu dem, was ihm widerfahren ist. Joseph Schmidt vermag dem Hörer auch heute noch mühelos jene eigentlich nicht mehr sehr populären Arien wie "Dein ist mein ganzes Herz" oder "Du sollst der Kaiser meiner Seele sein" aus Lehárs Operette Land des Lächelns zu verkaufen: Man kann dem Zauber seiner Stimme nicht entfliehen. In "Wer hat die Liebe" ist die reizende Sopranistin Irene Eisinger seine Partnerin. Ein anderer berühmter Sänger jener Tage, der Bariton Michael Bohlen, ist gemeinsam mit Schmidt in der herrlichen Szene "Komm, mein Söhnchen, auf ein Wort" aus Smetanas "Verkaufter Braut" zu hören. Die vorliegende Aufnahme dieses köstlichen Duetts ist an stimmlicher Potenz und Schönheit höchstens mit der in den 60er Jahren eingespielten Version von Fritz Wunderlich und Gottlob Frick vergleichbar. Herausragend ist auch Schmidts Darbietung von Mozarts Bildnis-Arie. Die Auszüge aus Verdi- Puccini- und Mascagni-Opern auf dieser CD sang der Tenor weitgehend in deutscher Übersetzung, wie es damals noch die Regel war. Zweifellos leiden Arien wie "La donna è mobile" oder "È lucevan le stelle" unter dieser textlichen Entstellung, aber dennoch sind auch diese Stücke in Joseph Schmidts Interpretation ein reiner Genuss. --Michael Wersin