Brasilien 1958. João Gilberto schlägt auf seiner Gitarre einen verlangsamten Rhythmus, der aus dem polyrhythmischen Samba ein wesentliches Strukturmerkmal herausarbeitet. Die Bossa Nova war geboren. Weltweit bekannt wird der Stil als Soundtrack zu Marcel Camus" Orfeo Negro. Als erster Film, in dem schwarze Schauspieler die Hauptrollen übernehmen, gewinnt er 1959 die Goldene Palme von Cannes, im Jahr darauf den Oscar als bester ausländischer Film. Von nun an wird Brasilien mit dem Karneval und seiner afrikanischen Kultur identifiziert. 1999 hat der brasilianische Cinema Novo-Regisseur Carlos Diegues den mythischen Stoff, ursprünglich ein Theaterstück des Poeten Vinicius De Moraes, neu aufbereitet. Dass diese Liebesgeschichte hier trotz ihres zeitlosen Charakters diesmal an der Schwelle zum 21. Jahrhundert spielt, macht schon der Opener klar: "O Enredo De Orfeu" vereint Caetano Veloso, Tony Garrido und Rios Rapper No. 1 Gabriel O Pensador mit den Trommlern der Sambaschule Unidos Do Viraduro. Garrido, Frontmann von Brasiliens populärer Reggaeband Cidade Negra, spielt nicht nur die Hauptrolle im Film, er reinterpretiert auch den Klassiker "Manhã De Carnaval" auf diesem Soundtrack, der im Übrigen größtenteils von Caetano Veloso stammt. Auch wenn dessen Instrumentalstücke in seinem Gesamtwerk kaum weitere Akzente setzen, dürfte die Filmmusik ein Muss für alle Fans sein. Wer allerdings die moderne Musik Brasiliens kennen lernen will, sollte unbedingt zu den Solowerken der genannten Künstler greifen. Insbesondere Cidade Negras jüngste Best-Of-CD Hits And Dubs und Gabriel O Pensadors HipHop-Masterpiece Nadegas A Declarar haben internationales Hit-Potenzial. --Wolfgang Zwack