Das Songschreiben von Vers-Chor-Vers existiert bei Trans Am nicht. Feste Strukturen haben bei dem Trio aus Washington D.C. keinen Platz. Anfang der 90er-Jahre gründete sich die Band in der damaligen Hardcore/Gitarren-Hochburg der USA und setzte neben den traditionellen Instrumenten Bass, Gitarre und Schlagzeug ein Casio-Keyboard ein. Das Resultat klang etwas weird. Aber erst 1996 debütierten Trans Am mit einem selbstbetitelten Album. Die Entwicklung der Post-Rock-Gruppe verlagerte sich vom Indie-Rock zu mehr Elektronik. Red Line ist nun schon das sechste Album von Trans Am und selten haben sie ihre musikalischen Grenzen so weit und doch präzise abgesteckt. "I Want It All" rockt inklusive Keyboard-Sounds genauso stoisch daher wie "Polizei". Der Titel deutet schon an, dass Trans Am ihre Vorbilder auch in Deutschland haben. Immer wieder werden die subtil eingearbeiteten Einflüsse von Krautrock und Gruppen wie Neu oder Kraftwerk deutlich ("Talk You All Tight"). Drei Monate schlossen sich Trans Am im Studio für die Produktion dieser Platte ein und manchmal wirkt die Gruppe, löst man einige Songs aus dem Album-Kontext heraus, unentschlossen, fast orientierungslos. Bei genauer Betrachtung aber zeigen Phillip Manley, Nathan Means und Sebastian Thomson, wie spannend Aggressivität, Lärm und schwerer Rock mit entspannten Ambient-Sounds und bizarrer Elektronik in Einklang zu bringen sind. --Sven Niechziol