So revolutionär, wie das titelgebende Kunstwort aus Brazil und Revolution vermuten lassen könnte, ist die Stilmixtur auf Brazilution nicht. Dass moderne, fließend-polyrhythmische Club- und Lounge-Grooves ohne die traditionelle Rhythmik der so genannten Dritten Welt nicht einmal denkbar wären, hat sich herumgesprochen. Was wiederum den Umkehrschluss zulässt, dass halbelektronische Musik wie die auf Brazilution auf ganz natürlich anmutende, unprätentiöse Weise daher kommt, und so ist es auch. Ein bisschen mehr Stilgefühl und Wissen als beim Gros ähnlicher Latin-Club-Crossover-Produktionen ist hier überdies spürbar. Aus Brasilien stammen große, auch bei uns namhafte Musiker wie Übervater Gilberto Gil oder das jüngere Trio Zuco 103. Der ebenso durchdachte wie swingende Soulpop des Engländers Jamiroquai weist nicht viel weniger Einflüsse auf als die ähnlich sachte temperierte Loungemusik der deutschen Mo"Horizons. Zwei eindeutige Höhepunkte der Kompilation sind zum einen der Beitrag von Karin Krog, norwegische Jazz-Institution und Sängerin von internationalem Rang seit 1964, zum anderen Arto Lindsay mit "Illuminated" (aus seinem höchst empfehlenswerten Album Invoke), einem von vielen möglichen exzellenten Bespielen für seine sehr persönliche Variante von Popsongs aus brasilianischer Tropicália und postmoderner New Yorker Elektronik. --Rolf Jäger